Gemeinsam singen für eine gerechtere Welt
Hans-Beimler-Chor und Ernst-Busch-Chor holen die finnischen Abendsterne vom Himmel
»Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker«, ist ein Zitat von Ernesto Che Guevara (1928-1967) - und so wurde auch ein Buch betitelt, das die Lebensgeschichte des argentinischen Arztes, Autoren und Marxisten erzählt, der neben Fidel Castro der maßgebliche Anführer der Kubanischen Revolution von 1956-1959 war. Der Satz ist auch das Motto eines gemeinsamen Konzerts des West-Berliner Hans-Beimler-Chors (HBC) und des Ost-Berliner Ernst-Busch-Chors (EBC). Die Solidarität mit anderen Nationen demonstrieren die Beimlers und die Buschs, indem sie am Sonntag mit einem finnischen Chor, der den poetischen Namen Iltatähdet (»Abendsterne«) trägt, im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur zu nachmittäglicher Stunde (15 Uhr) auftreten.
Der circa 40 Personen umfassende Beimler-Chor, der seit 2007 von Johannes C. Gall geleitet wird, wurde bereits 1972 gegründet. Er ging aus der Sozialistischen Einheitspartei West-Berlin hervor. Vom Zentralrat der Freien Deutschen Jugend in Ost-Berlin bekam er den Ehrennamen Hans Beimler verliehen. Die Zusammensetzung des Chors änderte sich nach der Wende - junge Mitglieder kamen hinzu, man sympathisierte eine Zeit lang mit der Hausbesetzer-Bewegung und probt nun schon seit geraumer Zeit in der Martin-Luther-Kirche in Neukölln. Heute definieren sich die Beimlers nicht mehr als »sozialistischer«, sondern als »linker Chor«, wie Karl-Heinz Konrad betont, der mittlerweile seit 30 Jahren im Chor singt.
Der bis zu 75 Frauen und Männer umfassende Ernst-Busch-Chor (Leitung: Kati Faude), der dem gleichnamigen sozialistischen Sänger und Schauspieler (1900 bis 1980) seine Referenz erweist, wiederum besteht seit 1973. Als Arbeiter-Veteranen-Chor der SED erhielt er von der Berliner Bezirksorganisation bis 1989 volle Unterstützung: »Als 1990 alles den Bach runterging, ordneten wir uns 1991 als Gesangverein neu«, sagt die Vorsitzende Ursula Joseph.
Erstmals aufeinander trafen die Beimlers und Buschs bei einem Konzert in Plötzensee. Später trat man zusammen im legendären Kino Kosmos auf. Der Kreis schließt sich, wenn am 12. Mai der bis Februar 2013 für den EBC tätige Kurt Hartke nochmals ans Pult tritt, um für einige Stücke die beiden Chöre gemeinsam singen zu lassen. Die großen Unbekannten für das Berliner Publikum beim Konzert am Sonntag sind die »Abendsterne« aus dem finnischen Jyväskylä. Der sich selbstironisch als »Rentnerchor« bezeichnende Gesangverein existiert seit 1977 und rekrutiert seine Mitglieder überwiegend aus der organisierten Arbeiterbewegung. Nach dem Tod von Unto Kankainen übernahm die aus Russland stammende Olga Kallio das Dirigat. Solo geben sich Iltatähdet auch gerne mal unpolitisch - so mit Brahms' »Wiegenlied« (Text: Georg Scherer). Gemeinsam mit den Beimlers und Buschs wird man am Sonntag zum Schluss hingegen stimmgewaltig das »Solidaritätslied« von Hanns Eisler und Berthold Brecht intonieren.
So., 12. Mai, 15 Uhr; Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur, Friedrichstr. 176-179, 10117 Berlin. Restkarten für je 10 Euro unter schneider3@arcor.de oder (0170) 731 85 85
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!