Ein Stück Berliner Geschichte
Historische Busse und Bahnen liebevoll gepflegt
Historische Fahrzeuge ziehen immer die Menschen in ihren Bann. Im Frühjahr und Sommer sind die alten Fahrzeuge wieder öfter im Stadtbild zu sehen, können Berliner und Besucher Museen und Ausstellungen besuchen. Mehr als 25 Vereine in Berlin und Brandenburg kümmern sich liebevoll um die alte Technik. Sie sind alle auf dem Internetportal: www.hivbb.de zusammengefasst.
Ein Beispiel ist der alte Straßenbahn-Betriebshof Niederschönhausen, Dietzgenstraße 100. Dort erleben die Besucher ein Stück Geschichte des Berliner Nahverkehrs. Die Mitglieder des Denkmalpflegevereins Nahverkehr Berlin pflegen diese alte Technik. Von Mai bis Oktober führen sie an jedem ersten Sonnabend im Monat von 10 bis 15 Uhr die Besucher durch das Depot an der Schillerstraße. Fünf Busse und 40 Straßenbahnwagen werden den Besuchern gezeigt. Damit bekommen sie einen Einblick in die fast 150-jährige Geschichte der Berliner Verkehrsmittel.
»Einsteigen, setzen und mitfahren ist ausdrücklich erlaubt«, meint Reinhard Demps vom Verein. Er führt die Besucher durch die Geschichte. Verbindungen gab es nicht nur in Berlin, sondern auch in das Umland, beispielsweise nach Pankow. »Eine erste regelmäßige Verbindung mit Pferdeomnibussen über die Schönhauser Allee ist um 1860 nachweisbar«, erläutert Demps. »Die Fahrt auf dem Kopfsteigpflaster war sicherlich kein Vergnügen«, erklärt er. »Erst die Pferde-Eisenbahn hat hier ein bequemeres Fahren auf den glatten Schienen ermöglicht.« Bereits 1874 fuhr die Große Berliner Pferde-Eisenbahn über eine eingleisige Strecke vom Schönhauser Tor (heute Rosa-Luxemburg-Platz) bis Pankow, Kirche. Auf dem Weg gab es sowohl Ausweichstellen als auch Betriebshöfe, auf denen die Pferde gewechselt wurden. Denn ein Pferd durfte nur drei Stunden arbeiten, während die Kutscher und Schaffner bis zu zwölf Stunden bei Wind und Wetter auf dem Wagen standen.
Neueste Errungenschaft des Vereins ist eine Leihgabe des Dresdener Verkehrsmuseums. »Es ist ein Berliner Wagen, der um 1890 gebaut wurde«, erläutert Reinhard Demps. »Dieser Wagen ist auf allen Strecken gefahren, unter anderem auch in Pankow.« Vor den Wagen wurden zwei Pferde gespannt. Wenn es einen Berg hoch ging, wurde noch ein drittes Pferd eingesetzt. Das war beispielsweise in der Schönhauser Allee der Fall.
Mit diesem Wagen konnten zu 55 Fahrgäste transportiert werden. Auf dem offenen Oberdeck war Platz für 20 Fahrgäste. Stehplätze gab es nicht. Unten waren 20 Sitz- und 15 Stehplätze.
Der Wagen mit der Nummer 627 wurde bis 1902 bei der »Großen Berliner Pferdeeisenbahn« eingesetzt. Dann war die Elektrifizierung der Straßenbahn abgeschlossen und »solche Wagen fuhren dann als Beiwagen an einem elektrischen Triebwagen«, berichtet Demps. Bis in die 20er Jahre war der Wagen 627 in Berlin unterwegs, beispielsweise auf der Line 25.
Der Wagen 627 ist aber nicht der älteste Straßenbahnwagen Berlins. Der älteste Wagen steht heute im Technikmuseum Berlin. Er erinnert an ein bevorstehendes Jubiläum. Am 22. Juni 1865 fuhr die erste Pferdeeisenbahn vom Brandenburger Tor zum Schloss Charlottenburg. Wenige Wochen später wurde die Strecke im August 1865 über die Dorotheenstraße bis zum Kupfergraben verlängert.
Informationen zu Führungen und Sonderfahrten: www.dvn-berlin.de
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