Wo sich Hase und Gans gute Nacht sagen

Das Blockupy-Zeltlager wird einer der schönsten Campingplätze der Stadt

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Migranten als Nachbarn: Nilgänse haben sich in den vergangenen zehn Jahren hier im Rebstockgelände angesiedelt.
Migranten als Nachbarn: Nilgänse haben sich in den vergangenen zehn Jahren hier im Rebstockgelände angesiedelt.

An sommerlichen Wochenenden versammeln sich hier Menschenmassen. Von überall steigt Rauch auf und es duftet nach Gegrilltem. Am nahegelegenen Weiher haben Jugendliche eine Soundanlage aufgebaut und bewegen sich biertrinkend zu elektronischer Musik. Ein paar Meter weiter tapern Nilgänse unerschrocken über die Rasenflächen. Und vor dem nahegelegenen kleinen Wäldchen hoppeln Hasen.

Die Feldhasen haben es nun auf ein Plakat geschafft: Sie springen über die grüne Wiese, im Hintergrund sind Frankfurter Bankentürme im Morgennebel zu sehen. Das dieser Tage frisch gedruckte Poster lädt zu einem antikapitalistischen Camp auf das Rebstockgelände an der Frankfurter Messe ein. Am 27. Mai wird hier für ein paar Tage noch mehr Leben und Bewegung einkehren.

An diesem letzten Montag des Monats werden die Blockupy-Aktivist/innen ihren sozialen und politischen Treffpunkt aufbauen. Mit einer Volksküche für über 1000 erwartete Besucher/innen, sanitären Anlagen und Dixi-Toiletten, großen und kleinen Versammlungszelten, Bühnen und einem großen Schlafbereich im Rebstockpark. So ein Camp ist ein großer logistischer Aufwand, der aber allein für die Mobilisierung immens wichtig ist. Denn man reist viel lieber zu mehrtägigen Protesttagen an, wenn man sicher weiß, wo man übernachten kann.

Wenn sich spätestens an Fronleichnam – in Westdeutschland ein Feiertag – das riesige Areal mit Menschen und Schlafzelten füllt, wird das Gelände zu einem politischen Experimentierfeld. Eine vierstellige Zahl von Menschen werden über mehrere Tage den Alltag miteinander teilen, 24 Stunden am Tag selbstorganisiert zusammen leben, miteinander Essen zubereiten und verzehren, sich austauschen und diskutieren, Aktionen vorbereiten und letzte Absprachen treffen für die geplanten Blockaden am 31. Mai in der Frankfurter Innenstadt. Das „camp anticapitalista“ fördert gruppenbildende Prozesse und deren überregionale Vernetzung und trägt damit zur politischen Organisierung der Linken bei.

Um ihre Unkosten zu decken, empfehlen die Organisator/innen für das Blockupy-Camp eine Spende von fünf Euro pro Übernachtung. Das Gelände stellt die Stadt zwar kostenlos zur Verfügung, aber für Trinkwasser, Strom, Sanitär- und Soundanlagen fallen Gebühren an. Im Kurznachrichtendienst Twitter wird über den empfohlenen Geldbetrag für ein antikapitalistisches Camp gespottet. Wer aber das Geld wirklich nicht aufbringen kann, muss keine Angst haben, sein Zelt nicht aufschlagen zu dürfen. Auch die Volksküche finanziert sich auf freiwilliger Spendenbasis. (Das Hotel in Sichtweite übrigens verlangt zu zentralen Messezeiten für seine äußerst kleinen Zimmer um die 200 bis 250 Euro pro Nacht.)

Mit dem weiträumigen Rebstockgelände haben die Blockupy-Aktivist/innen einen schönen Flecken Frankfurts zum Campen erstritten. Der größte Bereich des „camp anticapitalista“ liegt im 28 Hektar großen Rebstockpark. Das frühere Flughafengelände wurde um 1960 zum Volkspark umgestaltet. Einen weiteren Teil nutzt die Messe als LKW-Parkplatz. Der Ort war schon in den vergangenen beiden Jahrzehnten ein politischer Sammelpunkt: Die großen Demonstrationen der Kurd/innen sind von hier aus gestartet bzw. haben hier geendet.

Im weiträumigen Frankfurter Rebstockpark findet vom 27. Mai bis 2. Juni das Blockupy-Camp statt.
Im weiträumigen Frankfurter Rebstockpark findet vom 27. Mai bis 2. Juni das Blockupy-Camp statt.
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