Panzerschlachten und Naturschutz
Dübener Heide: Zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es Streit um einen Truppenübungsplatz
Die Dübener Heide zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt wirbt mit Ruhe und Erholung. Derzeit wird die Idylle aber durch heftigen Streit gestört.
Die Auseinandersetzung dreht sich um Übungen der Bundeswehr im Tiglitzer Forst, einem kleinen Teil des Naturparks. Der Bereich gehörte früher der Nationalen Volksarmee und wurde nach der Wende von der Bundeswehr übernommen. Getragen wird der Protest von einer Bürgerinitiative (BI), Umweltschützern und dem Tourismusverband Dübener Heide. Die Kritiker um den Pfarrer und BI-Sprecher Ralf Kühlwetter-Uhle befürchten verstärkt Manöver und sehen Freizeit und Tourismus gefährdet. Die Bundeswehr und die Stadt Bad Düben auf sächsischer Seite können die Aufregung nicht verstehen. »In den vergangenen 15 Jahren ging hier alles Richtung Naturschutz«, sagt Kühlwetter-Uhle. »Jetzt wird das umgedreht.« Der Vorsitzende des Tourismusverbandes, Karlheinz Horn, gleichzeitig Bürgermeister von Pretzsch in Sachsen-Anhalt, sieht das genauso: »Wir haben die Dübener Heide nicht ausgebaut, damit die Bundeswehr dort übt. Bei uns in der Region sieht es mit der Wirtschaft nicht so gut aus, Schulen werden geschlossen. Da wollen wir uns das zarte Pflänzchen Tourismus nicht kaputt machen lassen.« Oberst Gerhard Seibold, Standortältester im nahe gelegenen Delitzsch, versteht den Widerstand nicht. »Es ändert sich nichts, weder für die Kurstadt Bad Düben noch für irgendjemand. Wenn unsere Kritiker von Panzerschlachten und Häuserkämpfen reden, dann ist das alles Unsinn.« Seiner Meinung nach werden »Horrorszenarien an die Wand gemalt«. Im Tiglitzer Forst bleibe unterm Strich alles wie gehabt. Die Bundeswehr ziehe eine im Forst übende Einheit aus Leipzig ab, dafür komme über Delitzsch eine Gruppe hinzu. »Wir haben schon über 750 Unterschriften gegen die Truppenübungen gesammelt«, berichtet Kühlwetter-Uhle. »Mit steigender Tendenz.« Er fühlt sich in besonderem Maß mit dem Problem verbunden. »Als Kirchgemeinde haben wird den Wald direkt vor der Nase.« Unterstützung erhält die Bürgerinitiative auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch ihm sind die Übungen ein Dorn im Auge. »Bei Manövern wird doch einfach nur gebuddelt. Da wird nicht darauf geachtet, ob da eine Orchidee steht«, sagt Gert Güttler. Der Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Delitzsch-Eilenburg widerspricht dem Argument der Bundeswehr, im Tiglitzer Forst sei schon immer militärisch geübt worden. »Da war Ruhe. Die Leute sind durchgegangen und haben Pilze gesucht. Jetzt gibt es dafür Ordnungsstrafen.« Für die Stadt Bad Düben ist die Welt hingegen in Ordnung. »Wir sind sehr zeitig informiert worden«, sagt Bürgermeister Eckehard Tulaszewski (parteilos). »Vielleicht haben da einige nicht genau zugehört.« Der Vorwurf, der Kurstadt-Status werde gefährdet, sei »völlig aus der Luft gegriffen«. Immerhin übe auch die Schützengilde in der Dübener Heide. »Mit den Kalibern, mit denen dort geschossen wird, da sind die Waffen der Bundeswehr fast Spielzeug dagegen.« Naturparkleiter Thomas Klepel hält eine Lösung für möglich: »Naturpark und Standort-Übungsplatz lassen sich miteinander vereinbaren.« Einen gemeinsamen Weg scheinen auch Bundeswehr und Bürgerinitiative gehen zu wollen. Im Rathaus von Bad Düben wollen sich beide Seit...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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