Bewegende Zeiten

Einladung zum nd-Pressefest / Fest der Linken 2013

  • Lesedauer: 3 Min.
Andrej Hermlin mit seinem Swing Dance Orchestra und nd-Geschäftsführer Olaf Koppe auf dem Pressefest 2012
Andrej Hermlin mit seinem Swing Dance Orchestra und nd-Geschäftsführer Olaf Koppe auf dem Pressefest 2012

Was sagen wir einem Kind, das uns das erste Mal nach der großen Krise fragt? Seitdem 2008 die Zockerbanken Risse in die Fundamente des globalen Finanzkapitalismus schlugen, sind fünf Jahre vergangenen. Fünf Jahre, in denen der Kladderadatsch umgedeutet wurde: »wir« hätten über unsere Verhältnisse gelebt, und »wir« müssten nun die Banken retten. Fünf Jahre, in denen sich die Armut gerade von Kindern verschärft hat und demokratische Standards ausgehöhlt wurden, in denen die Gefahr von Rechts wuchs und die soziale Daseinsvorsorge abnahm.

Und so müssen wir dem Kind, um dessen Zukunft es geht, auch unsere eigene Ernüchterung erklären: Die Alltagsweisheit, wonach man aus Schaden klug werde, gilt jedenfalls nicht für die herrschende Politik. Statt den Experten-Rufen nach einem Kurswechsel zu folgen; statt sich die Stimme der Vielen zu eigen zu machen, die sich für Alternativen einsetzen; statt aus dem Scheitern des Hurra-Kapitalismus politische Konsequenzen zu ziehen, bleibt das »Weiter so« auf der Agenda - und trifft sogar noch auf Zustimmung.

Aber war der Neoliberalismus nicht längst totgesagt? Waren die Hoffnungen auf einen alternativen politischen Frühling falsch, welche die Bewegungen der Empörten und der 99 Prozent, die Aktivisten von Blockupy und Umfairteilen in ihrem Kampf um eine andere, bessere Welt bestärkt hatten? Ist es erneut so, dass zwar die Analysen der gesellschaftlichen Linken stimmen - sie aber politisch wirkungslos bleibt?

Natürlich wäre es falsch, die Probleme, mit denen soziale und ökologische Veränderung konfrontiert ist, in demonstrativem Optimismus zu ertränken. Doch ebenso falsch wäre es, dem Neoliberalismus den Triumph eines zweiten Sieges zu überlassen. Wo Parteien zwar Mehrheiten finden, ihre Politik aber nicht den Interessen der Mehrheit entspricht, bleibt Widerstand gefordert.

An diesem Wochenende diskutieren in Berlin Hunderte über Macht, Gerechtigkeit und Umverteilung. Am darauf folgenden ziehen Tausende nach Frankfurt am Main, um gegen das europäische Sparregime zu protestieren. Fast wöchentlich werden Zwangsräumungen verhindert und Neonazi-Aufmärsche blockiert, Menschen suchen gemeinsam nach neuen Formen des Lebens und Arbeitens; knüpfen Netzwerke über Grenzen hinweg. Wer den Kampf um eine bessere Welt führt, hat gute Gründe, selbstbewusst seinen Platz in der Öffentlichkeit zu beanspruchen.

Erstmals wird das »Fest der Linken« vor der Berliner Volksbühne stattfinden. Dort werden wir am 1. und 2. Juni nicht nur über die NSU-Mordserie, den Kampf von Mietern und die Bundestagswahl diskutieren. Sondern wir wollen auch zeigen, dass für Linke das Lachen nicht verboten ist. Mit Politik, Musik, Theater, Marktständen, Filmen - und einem Programm zum Kindertag.

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