Bewegende Zeiten
Einladung zum nd-Pressefest / Fest der Linken 2013
Was sagen wir einem Kind, das uns das erste Mal nach der großen Krise fragt? Seitdem 2008 die Zockerbanken Risse in die Fundamente des globalen Finanzkapitalismus schlugen, sind fünf Jahre vergangenen. Fünf Jahre, in denen der Kladderadatsch umgedeutet wurde: »wir« hätten über unsere Verhältnisse gelebt, und »wir« müssten nun die Banken retten. Fünf Jahre, in denen sich die Armut gerade von Kindern verschärft hat und demokratische Standards ausgehöhlt wurden, in denen die Gefahr von Rechts wuchs und die soziale Daseinsvorsorge abnahm.
Und so müssen wir dem Kind, um dessen Zukunft es geht, auch unsere eigene Ernüchterung erklären: Die Alltagsweisheit, wonach man aus Schaden klug werde, gilt jedenfalls nicht für die herrschende Politik. Statt den Experten-Rufen nach einem Kurswechsel zu folgen; statt sich die Stimme der Vielen zu eigen zu machen, die sich für Alternativen einsetzen; statt aus dem Scheitern des Hurra-Kapitalismus politische Konsequenzen zu ziehen, bleibt das »Weiter so« auf der Agenda - und trifft sogar noch auf Zustimmung.
Aber war der Neoliberalismus nicht längst totgesagt? Waren die Hoffnungen auf einen alternativen politischen Frühling falsch, welche die Bewegungen der Empörten und der 99 Prozent, die Aktivisten von Blockupy und Umfairteilen in ihrem Kampf um eine andere, bessere Welt bestärkt hatten? Ist es erneut so, dass zwar die Analysen der gesellschaftlichen Linken stimmen - sie aber politisch wirkungslos bleibt?
Natürlich wäre es falsch, die Probleme, mit denen soziale und ökologische Veränderung konfrontiert ist, in demonstrativem Optimismus zu ertränken. Doch ebenso falsch wäre es, dem Neoliberalismus den Triumph eines zweiten Sieges zu überlassen. Wo Parteien zwar Mehrheiten finden, ihre Politik aber nicht den Interessen der Mehrheit entspricht, bleibt Widerstand gefordert.
An diesem Wochenende diskutieren in Berlin Hunderte über Macht, Gerechtigkeit und Umverteilung. Am darauf folgenden ziehen Tausende nach Frankfurt am Main, um gegen das europäische Sparregime zu protestieren. Fast wöchentlich werden Zwangsräumungen verhindert und Neonazi-Aufmärsche blockiert, Menschen suchen gemeinsam nach neuen Formen des Lebens und Arbeitens; knüpfen Netzwerke über Grenzen hinweg. Wer den Kampf um eine bessere Welt führt, hat gute Gründe, selbstbewusst seinen Platz in der Öffentlichkeit zu beanspruchen.
Erstmals wird das »Fest der Linken« vor der Berliner Volksbühne stattfinden. Dort werden wir am 1. und 2. Juni nicht nur über die NSU-Mordserie, den Kampf von Mietern und die Bundestagswahl diskutieren. Sondern wir wollen auch zeigen, dass für Linke das Lachen nicht verboten ist. Mit Politik, Musik, Theater, Marktständen, Filmen - und einem Programm zum Kindertag.
Seien sie herzlich eingeladen!
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.