Rechtslastige Rocker
Polizei kontrollierte Motorradtruppe in Oberschöneweide
Am Freitag und Samstag Abend kontrollierten zwei Hundertschaften der Polizei die Jahresfeier der Rockergruppierung »Gremium MC Darkside Berlin« in Oberschöneweide. »Wir haben die Personalien aller Gäste festgestellt, um Erkenntnisse über mögliche Strukturveränderungen innerhalb der Rockergruppierung zu gewinnen«, sagt Polizeisprecher Klaus Schubert. Strafanzeigen wurden wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Fahrens unter Drogeneinfluss in je zwei Fällen aufgenommen.
Die Personalüberprüfungen geschahen nicht ohne Grund. Die Rockergruppierung steht unter dem Verdacht gemeinsamen Agierens mit der rechten Szene in ihrer Hochburg um den Bahnhof Schöneweide. Möglicherweise nutzen Nazis auch ihre Clubräume als Treffpunkte. Verfassungsschutzsprecherin Isabell Kalbitzer hatte auf Presseanfrage vor eineinhalb Jahren von »personellen Überschneidungen« beider Szenen gesprochen, die sich etwa durch persönliche Bekanntschaften ergaben, die bis in die gemeinsame Schulzeit zurückreichten oder aber durch gemeinsam begangene Straftaten.
Antifagruppen hingegen weisen darüber hinaus auf die Nazivergangenheit führender Vertreter von Gremium MC hin. Die Fäden in ihrem Club Darks7side in den Spreehöfen in Oberschöneweide laufen beispielsweise bei Lars B. zusammen. In den Neunzigern war er eine umtriebige Größe in der Naziszene. Bis zum Verbot der verfassungsfeindlichen »Freiheitlichen Arbeiterpartei« 1995 war er deren Berliner Landeschef. Später sang er bei der Naziband »White Aryan Rebels«, rief in Texten zum Mord an Michel Friedman oder Alfred Biolek auf. Im Umfeld des Gremium MC Darkside verortet die Antifa auch einen ehemaligen Kader des »Märkischen Heimatschutzes«, einer Nazikameradschaft, die 2006 durch Selbstauflösung einem Verbot zuvorkam, sowie einen ehemaligen Mitarbeiter von NPD-Landeschef Sebastian Schmidte in seinem umstrittenen Laden »Hexogen«.
Die Antifa Südost sowie die der SPD nahestehende Website »Blick nach rechts« hatten im Vorfeld des Polizeieinsatzes auch über ein für den Samstag geplantes Konzert der Thüringer Band »Limited Booze Boys« berichtet. Deren Gitarrist Henning H. entstamme dem selben Jenaer Dunstkreis wie die NSU-Terroristen Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt, hieß es dort. »Wie nah er an den Rechtsterroristen war, bezeugt die Tatsache, dass er Ende der 90er nicht nur zur örtlichen Thüringer Neonazi-Szene gehörte, sondern zusammen mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe sowie Ralf Wohlleben und André Kapke Tatverdächtiger in den Ermittlungen zur Bombenattrappe vor dem Jenaer Theater 1997 war.«
Die Band »Limited Booze Boys« distanziert sich auf ihrer Website von rechten Beschuldigungen, doch Keltenkreuz und Lunikoff-Schriftzüge auf ihren Tätowierungen lassen Anderes vermuten. Nach Information des nd war die Polizei im Vorfeld über das fragwürdige Konzert informiert worden. Ob es dennoch stattfand, konnte Polizeisprecher Klaus Schubert nicht sagen, weil er den Einsatzleiter am Sonntag nicht erreichte.
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