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Die Rentnerbrigade von Nuthetal
Wie ehrenamtliche Arbeit hilft, den Haushalt einer Gemeinde zu sanieren
Dieses Jahr möchte die Rentnerbrigade fertig werden. 2007 fingen die 18 rüstigen Männer an, eine 119 Jahre alte Schule in Bergholz-Rehbrücke (Potsdam-Mittelmark) in ein Mehrgenerationenhaus umzubauen. Immer donnerstags treffen sie sich von 9 bis 16 Uhr an der Schlüterstraße 46 und klotzen ran.
Mehrere Bauingenieure, ein Architekt, ein Maurer und ein Tischler machen mit, aber auch ein Restaurator und ein Suaheli-Dolmetscher, erzählt der 69-jährige Brigadier Wilfried Jahnke. 14 000 Arbeitsstunden leistete die rührige Truppe bisher, ohne einen Cent dafür zu nehmen. Das machte die Sanierung des Gebäudes, die rund 400 000 Euro kostete, erheblich billiger.
Das Mehrgenerationenhaus ist bereits in Betrieb. Im Erdgeschoss treffen sich Senioren zum Tanz oder zum Yogakurs, im ausgebauten Dachgeschoss basteln und spielen Jugendliche. Manchmal feiern auch alle zusammen. Hin und wieder gebe es unter den Alten die Meinung, die jungen Leute könnten mehr auf Ordnung halten, berichtet Jahnke. Aber ernsthafte Meinungsverschiedenheiten gebe es eigentlich nicht. Die Lautstärke oben stört unten nicht, dank der weise Voraussicht eines ehemaligen Tonmeisters vom Defa-Filmstudio, der in der Rentnerbrigade mitmacht. Er hatte die gute Idee, eine Schallschutzdecke einzuziehen.
»Inzwischen machen wir uns schon Sorgen«, gesteht Jahnke. »Wenn wir fertig sind: Was machen wir dann?« Doch Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (LINKE) fällt etwas ein. In der Gemeinde, zu der sechs Ortsteile wie Bergholz-Rehbrücke und Saarmund gehören, gebe es noch einige Treffpunkte, die einmal renoviert werden müssen, sagt sie.
Finanzminister Helmuth Markov (LINKE), der das Mehrgenerationenhaus am Dienstag besichtigt, zeigt sich beeindruckt von dem Engagement, das er auch ein paar Schritte weiter bei der Freiwilligen Feuerwehr am Andersenweg begutachtete. Als hier 2009 angebaut wurde, packten die Kameraden mit an. Die Gemeinde sparte so wieder Geld. Die Feuerwehrleute richteten zum Beispiel die Küche selbst ein. Früher gab es nur eine einzige Toilette und keine Dusche. Das war schlimm. Ortswehrführer Mathias Heide erinnert sich noch, wie die Kameraden einmal in eine Jauchegrube stiegen, um einen Menschen zu retten. Hinterher mussten sie sich an der Pumpe waschen. Nun haben es die 20 Männer und die eine Frau von der Einsatzeinheit der Freiwilligen Feuerwehr besser.
Gemeindewehrführer Jan Ehlers ist zufrieden - auch mit Bürgermeisterin Hustig, die in der DDR beim Katastrophenschutz arbeitete und weiß, worauf es ankommt. Als es im Januar 2012 im Seniorenheim Saarmund brannte, stand sie unvermittelt neben Ehlers und half, die Bewohner zu evakuieren.
Vor drei Jahren trat die Bürgermeisterin ihr Amt an. Damals hatte Nuthetal 1,6 Millionen Euro Haushaltsdefizit und einen Kassenkredit von einer Millionen Euro. Was ist daraus geworden? »Es wird differenziert: Was brauchen wir oder welchen Luxus können wir uns nicht mehr leisten«, erklärt Hustig. Die ehrenamtliche Arbeit der Rentnerbrigade und der Feuerwehrleute hat geholfen. Es gibt inzwischen kein Loch mehr im Etat und die Schulden konnten erheblich reduziert werden. Der Finanzminister weiß das schon. Er hat sich die Zahlen angesehen, bevor er in Bergholz-Rehbrücke vorbeischaute.
Die Konsequenz der guten Entwicklung: Nuthetal erhält heute weniger Zuschüsse vom Land als früher. Die Bemühungen lohnen sich trotzdem. »Unter dem Strich hast Du mehr Geld in der Kasse«, erinnert Finanzminister Markov seine Genossin Ute Hustig.
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