Städte rufen Katastrophenalarm aus

Überlaufende Flüsse überschwemmen Straßen in Süd- und Ostdeutschland

  • Lesedauer: 4 Min.
Ein Ende der Wassermassen ist nicht in Sicht. Rettungskräfte im Dauereinsatz kämpfen gegen bedrohlich wachsende Wasserstände.

Berlin (dpa/nd). Die Hochwasserlage hat sich im Süden Deutschlands und benachbarten Ländern am Sonntag dramatisch zugespitzt. Chemnitz, Passau und Rosenheim riefen ebenso wie Zwickau und der Landkreis Leipzig Katastrophenalarm aus. In der Nacht überschwemmten überlaufende Flüsse weitere Straßen in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg.

Tagelanger Dauerregen und anschwellende Flusspegel überfordern die Einsatzkräfte in Passau und Rosenheim. Die beiden bayerischen Städte riefen am Sonntag Katastrophenalarm aus. In Passau rechneten die Einsatzkräfte damit, dass der Pegel der Donau bis zum Abend auf etwa 10,50 Meter steigt.

Auch der Inn, der in Passau in die Donau fließt, bereite Probleme und schwelle stark an. Neben Teilen der Altstadt sind die Bundesstraßen 388 und 12 überspült, viele Häuser in Passau waren nur noch über Stege erreichbar. Die Stadt bat um Unterstützung der Bundeswehr. Rosenheim meldete Probleme mit dem Fluss Mangfall.

Menschen vermisst

Katastrophenalarm gab es auch in der Stadt Chemnitz: Der gleichnamige Fluss trat über die Ufer und überschritt kurzzeitig die Schwelle der Hochwasser-Alarmstufe 4. Für die Zwönitz galt bereits die höchste Alarmstufe. Auch in Zwickau und im Landkreis Leipzig riefen die Behörden den Katastrophenfall aus. In Zwickau begann die Evakuierung eines Ortsteils. Das Wasser der Mulde war dort nur noch wenige Zentimeter von der Dammkrone entfernt.

In Sachsen wurden im mittleren und westlichen Erzgebirge am Sonntag weiter erhebliche Niederschläge erwartet, teilte das Umweltministerium mit. Mittlerweile seien auch die Rückhalteräume einiger Talsperren nahezu ausgelastet. In den Flussgebieten der Mulden und der Weißen Elster sei an weiteren Hochwassermeldepegeln die Alarmstufe 4 überschritten worden, so das Landeshochwasserzentrum Sachsen. An der Elbe müsse am Pegel Schöna mit der Alarmstufe 4 gerechnet werden. Auch für die Pegel Dresden und Riesa ist bis Dienstag das Erreichen der Alarmstufe 4 möglich.

Nach Angaben von Rettungskräften und Polizei trat der Neckar bei Tübingen über die Ufer. In Reutlingen wurden zwei Menschen vermisst - sie könnten in die Echaz, einem Neckarzufluss, gefallen sein. Im Stadtgebiet lief eine Tiefgarage voll Wasser. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.

Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar war die Schifffahrt wegen des Hochwassers am Samstag gestoppt worden. Am Mittelrhein wurden weitere Überschwemmungen erwartet. Am Sonntagabend dürfte der Schiffsverkehr eingestellt werden, schätzte das Hochwasserzentrum Mainz. Zuvor mussten Schiffsführer langsamer und weiter entfernt vom Ufer fahren. Erst am Dienstag dürften die Wasserstände dort ihren Höhepunkt erreichen. Auch auf dem Rhein zwischen der Schweiz und Frankreich sowie Deutschland war am Sonntag jeglicher Schiffsverkehr untersagt.

Die Hochwasserlage in Ostthüringen spitzte sich dramatisch zu. Der Landkreis Greiz hat am Sonntagnachmittag Katastrophenalarm ausgelöst und mit ersten Evakuierungen in der Stadt Greiz und dem nahen Ort Berga begonnen. Bis dahin kletterte der Pegelstand der Weißen Elster in Greiz bereits auf 4,50 Meter. Ab einem Wasserstand von 5 Metern könne eine Überflutung der Greizer Neustadt nicht mehr verhindert werden, teilte der Krisenstab des Landratsamtes mit. Diese Höhe könnte der Fluss schon am späten Nachmittag erreichen. Wegen der starken Regenfälle drohen mehrere Talsperren im sächsischen Vogtland überzulaufen und die Weiße Elster neben dem Regen zusätzlich zu füllen.

Evakuierungen beginnen

Auch im Altenburger Land haben erste Evakuierungen rund um die Pleiße begonnen. Betroffen sind die Orte Gößnitz, Nobitz, Lehndorf, Saara, Windischleuba und Treben, wie das Landratsamt mitteilte. Im Trebener Ortsteil Serbitz droht ein Damm zu brechen, alle 150 Einwohner wurden in Sicherheit gebracht. »Die Situation ist ernster als beim Hochwasser 2002«, sagte der Leiter des dortigen Katastrophenschutzamtes, Ronny Thieme. Für die Bewohner der überschwemmungsgefährdeten Gebiete in Ostthüringen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Alle anderen Einwohner wurden vom Krisenstab gebeten, in ihren Wohnungen zu bleiben, um die Wege für Hilfsdienste freizuhalten.

Im südlichen Niedersachsen hatte sich die Lage am Sonntag entspannt. Die Pegelstände sanken, hielten sich aber noch auf hohem Niveau. Nur für die Region Göttingen konnte noch keine Entwarnung gegeben werden. Die Pegelstände stiegen aber nicht weiter an, sagte eine Polizeisprecherin.

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