Willi Sitte ist tot
Partisan, Professor, Künstler: Einer der bedeutendsten Maler und Grafiker der DDR im Alter von 92 Jahren gestorben
Halle (Agenturen/nd). Der Maler und Grafiker Willi Sitte ist tot. Der Künstler sei am Samstag im Alter von 92 Jahren in Halle gestorben, bestätigte eine Sprecherin der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg. Der aus dem nordböhmischen Kratzau stammende Künstler gilt als einer der bedeutendsten Maler der DDR. In Halle zeigt gegenwärtig die Ausstellung „Leben mit Lust und Liebe“ eine Auswahl aus seinem Werk mit rund 80 erotischen Zeichnungen und Grafiken.
Willi Sitte wurde 1921 geboren, kämpfte als Partisan gegen die deutsche Besatzung in Italien und lebte seit 1947 in Halle an der Saale. Dort war er auch Professor an der Kunstschule Burg Giebichenstein. In seinem künstlerischen Werk fühlte sich der DDR-Nationalpreisträger dem sozialistischen Realismus verpflichtet, weshalb er oft als „Staatskünstler“ charakterisiert wird. Sitte war langjähriger Präsident des DDR-Künstlerverbandes und von 1986 bis 1989 Mitglied des Zentralkomitees der SED.
„Sein Tod hat uns sehr betroffen gemacht, wenngleich wir um seinen bedenklichen Gesundheitszustand wussten“, sagte der Vorsitzende der Sitte-Stiftung, Hans-Hubert Werner. „Unser Anliegen, sein künstlerisches Erbe zu verbreiten, verstärkt sich jetzt noch mehr“, sagte Werner. Die Willi-Sitte-Stiftung mit Sitz in Merseburg in Sachsen-Anhalt bewahrt und pflegt das umfangreiche künstlerische Werk des Malers.
Die Spitzen von Linksfraktion und Linkspartei, Katja Kipping, Bernd Riexinger und Gregor Gysi, reagierten "mit großer Trauer und Bestürzung" auf den Tod Sittes. Den meisten Menschen - nicht nur in Ostdeutschland - seien "seine großen, machtvollen Bilder in Erinnerung, die enorme Kraft ausstrahlten und Widerspruch provozierten. Ihn darauf zu reduzieren, würde ihm jedoch nicht gerecht werden". Sitte sei "sich immer treu geblieben. Wir werden ihn vermissen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Der Vorsitzende der Linksfraktion in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, sagte, die Nachricht vom Tod Sittes erfülle seine Partei „mit Trauer. Nicht nur Sachsen-Anhalt verliert einen bedeutenden und engagierten Künstler, einen Menschen, den die Welt, in der er lebte, niemals unberührt ließ und die er verändern wollte“. Werk und Wirken von Sitte seien „wohl auch deshalb nicht immer unumstritten“. Was aber bleibe, sei „große Kunst, die für sich selbst spricht“.
Nach der Wiedervereinigung war es zunächst etwass stiller um den Künstler geworden. Seine Rückkehr in die Öffentlichkeit war schwierig - was weniegr an ihm lag. Im Landeskunstmuseum Galerie Moritzburg in seiner Heimatstadt Halle kam keine Ausstellung zustande, weil man sich nicht über die Konzeption einigen konnte. Eine 2001 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zum 80. Geburtstag geplante Ausstellung wurde zunächst verschoben und für 2003 in Aussicht gestellt. Nach etlichen Querelen sagte Sitte die Ausstellung ab und zog sich zurück.
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