Ein Weiser in Tübingen

Walter Jens im Alter von 90 Jahren in Tübingen gestorben

Er sei sicher »lebenssatt«, sagte Inge Jens vor einiger Zeit, entschwunden in eine Welt, zu der es keinen Zugang gibt.

Vor Jahren fing es an. Er erkannte Fontane, seinen Lieblingsautor, nicht mehr auf dem Porträt Liebermanns an der Wand, das er jeden Tag vor Augen hatte. Noch gelang es ihm, sich zu geben, als sei alles wie immer. Er stieg ins Bibliothekszimmer hinauf, nahm ein paar Bücher aus dem Regal, schlug sie auf, erweckte den Anschein, als würde er lesen. Aber er hielt das Buch verkehrt herum. Er merkte es nicht. Die schreckliche Diagnose: Demenz. Die Familie hat den traurigen Befund Anfang 2008 erst in einer großen Tageszeitung, danach auch in einer Illustrierten publik gemacht. Schließlich legte Sohn Tilmann Anfang 2009 nach und publizierte ein Buch mit dem Titel »Demenz«. Seitdem weiß man, dass es den Walter Jens, den wir kannten, schon lange nicht mehr gab.

Er war einer hellsten Köpfe, die das Land hatte, Geleh...


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