Die verdrängte Rede
Vor 50 Jahren besuchte US-Präsident John F. Kennedy Westberlin
In wenigen Tagen wird die Vergangenheitsindustrie wieder auf Hochtouren laufen. Der Besuch von US-Präsident John F. Kennedy in Westberlin wird als ein Höhepunkt im Kalten Krieg durch die Medien geistern. »Ich bin ein Berliner« wird als Identifizierung mit den eingemauerten Westberlinern gefeiert, sein Bekenntnis zur Freiheit soll die Erinnerung bestimmen. Ebenso seine durchaus treffende Einschätzung von der Aussichtslosigkeit, den Systemwettstreit mit dem Bau der Berliner Mauer zu gewinnen, »die abscheulichste und stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Systems«.
Übersehen wird vermutlich auch in diesem Jubiläumsjahr, dass der Berlinbesuch - eingebettet in eine dreitägige Deutschlandreise - eine strategische Umorientierung der US-Außenpolitik nach der Berlin- und vor allem Kubakrise signalisierte. Im Oktober 1962 hatte Kennedy in den nuklearen Abgrund geblickt und im letzten Moment gemeinsam mit seinem sowj...
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