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Swetlana Alexijewitsch erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Sie hat in Minsk Journalistik studiert und in diesem Metier einen so eigenen Stil gefunden, dass sie schon mit ihrem ersten Buch einen literarischen Paukenschlag landen konnte. Für »Der Krieg hat kein weibliches Gesicht« (1985) hat Swetlana Alexijewitsch Frauen befragt, die im Großen Vaterländischen Krieg an der Seite der Männer gekämpft hatten, sich jedoch oft ganz anders daran erinnerten als diese. Authentische Stimmen, die tief berührten, weil man dadurch Vergangenes tiefer, vielschichtiger begriff.
Das Buch war damals in aller Munde, wenn von neuester Sowjetliteratur die Rede war. Swetlana Alexijewitsch ist auf dem einmal eingeschlagenen Weg weiter gegangen. Sie hat mit Kindern gesprochen, die den Krieg erlebt hatten (»Die letzten Zeugen«), mit Teilnehmern des sowjetischen Afghanistan-Krieges, mit Leidtragenden der Katastrophe von Tschernobyl (»Tschernobyl. Eine Chronik für die Zukunft«). Alles Bücher über Kämpfe und Sterben, erschütternde Bücher, in denen die Autorin mit ganzer Seele dagegen protestiert, dass Menschen gegen ihren Willen in Unmenschliches hineingezogen werden. Insofern gebührt ihr der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels durchaus, den sie am 13. Oktober in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen wird.
Es ist eine »Ermutigung für eine couragierte Frau«, wie »faz.net« titelte. Das stimmt. Für hiesige Verhältnisse bedarf es indes keiner Courage, sich mit Missständen in Ländern des Ostens auseinanderzusetzen und dadurch, ohne es betonen zu müssen, die Überlegenheit westlicher Lebensweise herauszustellen. Dass die Preisvergabe einem probaten Muster folgt und sie selber auch instrumentalisiert werden könnte - Swetlana Alexijewitsch, geübt in der Abwehr von Ideologie, mag es vielleicht erkennen. Sie ist eine warmherzige, eine scharfsinnige Frau. Im August erscheint bei Hanser Berlin ein neues Buch von ihr: »Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus«. Wieder hat sie mit vielen Menschen gesprochen und ihre Stimmen gleichsam zu einem großen Chor vereint.
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