Wie ist das Welterbe zu retten?
Dr. Nadim Sradj ist Vizepräsident der Union Arabischer Mediziner in Europa
nd: Die UNESCO konstatierte, dass der Schutz von sechs Weltkulturerbestätten in Syrien nicht mehr gewährleistet werden könne, darunter die Altstadt von Aleppo – wo Sie geboren und aufgewachsen sind. Sind Sie überrascht?
Sradj: Nein. Der Westen ist überrascht, weil er glaubte, es würde wie in Tunesien, Ägypten oder Libyen zu einem raschen Sturz des Diktators kommen.
Warum ist es in Syrien nicht so?
Weil wir es hier mit einer von Karl August Wittfogel beschriebenen »hydraulischen Gesellschaft« zu tun haben, d.h. einer auf moderne Technologie und effiziente Bürokratie, inklusive starker Geheimpolizei, gestützten Despotie. Die Natur bedingt die Produktionsverhältnisse und die Herrschaftsform, zwischen Euphrat und Tigris eben die totale Macht. So schon in der antiken Hochkultur Mesopotamiens. Die syrische Elite der Moderne hat sich entweder an der französischen Revolution von 1789 oder russischen Oktoberrevolution von 1917...
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