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Zertifikate vernichten
Peter Nowak über den Handel mit Verschmutzungsrechten
Der Handel mit CO2-Emissionszertifikaten wurde einst als Wunderwaffe zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen in der EU angepriesen. Wären diese Zertifikate nicht anfangs komplett, später überwiegend kostenlos ausgegeben worden, hätte das System vielleicht auch funktioniert. Doch derzeit sind infolge der inflationären Ausgabemengen und der aktuellen Rezession die Zertifikate um Größenordnungen billiger als jede Klimaschutzmaßnahme. Ein erster Versuch, das System zu reformieren, scheiterte vor einigen Monaten am EU-Parlament. In der letzten Woche hat der Umweltausschuss den Weg freigemacht, um einen neuen Antrag im Parlament einzubringen, der eine Reduzierung der Zertifikate ermöglicht. So soll der Preis wieder steigen. Wie das Parlament entscheidet, ist noch völlig offen. Gralshüter der Marktwirtschaft wie Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sehen in der versuchten Steuerung einen Eingriff in die Wirtschaft.
Eine kleine Gruppe von Umweltaktivisten - überwiegend Wissenschaftler - wollte nicht darauf warten, dass sich das EU-Parlament einigt. Nach der Devise »Umweltschutz zum Selbermachen« kauft der von ihnen gegründete Verein »TheCompensators« (die Kompensatoren) freiwillig Verschmutzungsrechte und bezahlen so für den privaten CO2-Ausstoß. Anschließend löschen sie die Zertifikate. Damit setzen sie im Kleinen um, was im EU-Parlament beschlossen werden soll. Bisher seien auf diese Weise bereits Verschmutzungsrechte für 5000 Tonnen CO2 gelöscht worden. Das bedeutet, dass 5000 Tonnen weniger CO2 ausgestoßen werden darf. Diese Menge produzieren 450 Menschen jährlich in Deutschland. Die Größenordnung macht die Grenzen des Projekts klar. Denn es basiert letztlich auf freiwilligen Spenden einzelner, die so versuchen klimaneutral einzukaufen oder zu verreisen.
Wenn die Initiative jetzt fordert, jeder Mensch solle diesem Beispiel folgen und vermeidbare Reisen unterlassen und bei unvermeidbaren Verschmutzungsrechte zu kaufen, geht das aber an der sozialen Lebenswirklichkeit von immer mehr Menschen vorbei.
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