Bangladesch: Deutsche Firmen lassen Opfer von Fabrikeinsturz warten

Kampagne für saubere Kleidung kritisiert Hinhaltetaktik / USA streichen Zollvergünstigungen wegen der Sicherheitsprobleme der Arbeiter

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Berlin (Agenturen/nd). Rund zwei Monate nach der Einsturzkatastrophe in der Textilindustrie von Bangladesch warten die Opfer weiter auf Hilfe. »Die deutschen Unternehmen vertrösten uns auf unsere Anfragen, konkrete Zusagen für Entschädigungen zu geben«, berichtet Frauke Banse von der »Kampagne für Sauber Kleidung« dem Evangelischen Pressedienst. »Die Leute brauchen sofort Hilfe«, betont sie. »Je länger sich das hinzieht, desto größer wird das Elend.«

Beim Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes nahe Dhaka am 24. April, in dem mehrere Kleidungsfabriken untergebracht waren, kamen mehr als 1.100 Näherinnen ums Leben. Mehr als 2.500 wurden verletzt und haben teils bleibende Behinderungen davongetragen. Banses Informationen zufolge haben offenbar nur wenige Unternehmen korrekt Soforthilfe in Kontakt mit den Gewerkschaften geleistet.

Das nach dem Unglück von Dutzenden internationalen Händlern unterzeichnete Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit steht unterdessen in den Startlöchern und zeigt schon erste Erfolge. So seien Arbeiterinnen nach Warnung von Gewerkschaften nicht in eine baufällige Fabrik vorgelassen worden, sagt Banse. »Es hat damit schon so gewirkt, dass eine akute mögliche weitere Katastrophe verhindert wurde, und hat damit erste Früchte getragen.« Anfang Juli soll der konkrete Plan für die Umsetzung des Abkommens auf dem Tisch sein.

Derweil haben die USA dem südasiatischen Land die Zollvergünstigungen gestrichen. US-Präsident Barack Obama informierte am Donnerstag den Kongress über diesen Schritt. Er begründete die US-Entscheidung mit Bedenken wegen der Sicherheitsprobleme und arbeitsrechtlichen Verstößen in Bangladeschs Textilindustrie.

Bisher konnte das südostasiatische Land fast 5000 Produkte zollfrei in die Vereinigten Staaten ausführen, wie die »New York Times« im Vorfeld Entscheidung berichtet hatte. Ein Viertel der gesamten Textilexporte im Wert von umgerechnet 3,45 Milliarden Euro gingen in die USA. Washington räumt 125 Ländern im Rahmen eines Programms der Welthandelsorganisation WTO Zollvergünstigungen ein. Damit soll das Wirtschaftswachstum insbesondere in armen Ländern angekurbelt werden.

Die angekündigte Aussetzung von Handelserleichterungen hat in dem südasiatischen Land Entsetzen ausgelöst. »Es könnte nicht schockierender sein für die Fabrikarbeiter in Bangladesch, dass die Entscheidung, das Abkommen auszusetzen, zu einem Zeitpunkt kommt, da die Regierung konkrete und sichtbare Maßnahmen für die Verbesserung der Sicherheit und des Schutzes der Arbeiterrechte unternommen hat«, erklärte das Außenministerium in Dhaka am Freitag.

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