Größe klingt plötzlich wie Blöße

Schillers »Der Parasit« am Staatsschauspiel Dresden

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Die Wahrheit ist nackt. Das sieht nicht immer gut aus. Hier muss sie beschämt durch den gesamten Zuschauerraum hüpfen und darf erst durchs letzte Türchen des Parketts erlöst nach draußen. Von der Bühne aus verfolgt von speerspitzen Zeigefingern des Ensembles. Die nackte Wahrheit, das ist der wahrlich entblößte Selicour, kriechtoller Günstling des Ministers. Er nutzte Verse und Studien Anderer, um eigene Intelligenz vorzutäuschen. Gierte nach Laufbahn, also intrigierte er. Bis die Rache des geprellten Schulfreundes La Roche Gerechtigkeit schafft. Selicour, der sich mit fremden Federn schmückte: nun bis auf die Haut blamiert.

Stefan Bachmann inszenierte in Dresden Friedrich Schillers Lustspiel »Der Parasit«. Fürs Tragische, das sie andeutet, hat die Inszenierung einen geschmackvollen Nerv. Fürs Komische, das sie ankurbelt, hat sie viele Nerven - ohne je geschmacklos zu werden. Sie bietet Grimassen, aber aus deren Mundwinkeln läc...


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