»Kollektives Versagen« im Fall Bin Laden
Geheimbericht geht mit Pakistans Behörden und den USA hart ins Gericht
Als Osama Bin Laden im Mai vor zwei Jahren von einem US-Kommando im pakistanischen Abbottabad erschossen wurde, war für die Welt klar, dass der Terrorpate dort mit Wissen höchster Sicherheitskreise Zuflucht gefunden hatte. Die Wahrheit ist offenbar viel nüchterner.
Ein von der pakistanischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht über Bin Ladens Leben auf der Flucht ist für ebendiese Regierung vernichtend. Daher versuchte sie, das 336-seitige Dokument unter Verschluss zu halten. Der dem katarischen Sender »Al Dschasira« zugespielte Bericht geht auch mit den USA scharf ins Gericht: Deren Nacht-und-Nebel-Aktion war ein Kriegsakt, der Pakistans Souveränität verletzt habe. Doch noch schärfer trifft die Analyse die eigenen Behörden und Sicherheitskräfte: Bin Laden habe sich dank »kollektiven Versagens« der pakistanischen Regierung, des Militärs und des Geheimdienstes neun Jahre unerkannt im Land aufhalten können. Selbst Militärführer hätten von der US-Aktion erst am folgenden Morgen aus dem Fernsehen erfahren.
Für den Bericht wurden rund 200 Personen befragt, darunter Familienmitglieder Bin Ladens, der damalige Geheimdienstchef, Minister und hohe Beamte. Die Autoren fragen, wie es die USA ges...
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