Die Ignoranz der »oberen Tausend«

Michael Hartmann über den Umgang der Eliten mit sozialer Ungleichheit

Michael Hartmann ist einer der bekanntesten Eliten-Forscher in Deutschland. In einer aktuellen Untersuchung hat er erforscht, wie die »oberen Tausend« über soziale Probleme denken und wie sich sich nach unten abschotten. Mit dem an der TU Darmstadt lehrenden Soziologen sprach Jens Wernicke.

nd: Herr Hartmann, in Ihrem neuen Buch »Soziale Ungleichheit - Kein Thema für die Eliten?« gehen Sie der Frage nach, was die tausend mächtigsten Deutschen über die wachsende soziale Ungleichheit im Lande denken. Was denken die oberen Tausend?
Hartmann: Diese Eliten nehmen die soziale Ungleichheit in ihrer Mehrheit ganz anders wahr als die Bevölkerung. Während knapp drei Viertel der Bevölkerung die sozialen Unterschiede hierzulande als ungerecht empfinden, teilen nur 43 Prozent der Eliten diese Meinung. Das ist angesichts der realen Entwicklung sehr erstaunlich. Denn real lässt sich beobachten, dass es auf der einen Seite seit 2000 zu einer massiven Zunahme des Niedrig- und Billiglohnsektors sowie der Armut generell gekommen ist, dass auf der anderen Seite aber die Spitzeneinkommen und die großen Vermögen ebenfalls stark gewachsen sind. So hat sich beispielsweise allein die Zahl der Milliardäre seit 2004 trotz der Finanzkrise um fa...


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