Charakter statt Ellenbogen
Nahm die Sache ernst, sich selbst dagegen nicht zu wichtig: Lothar Bisky war eine Art Anti-Politiker
Im Internet gibt es ein Video, knapp acht Minuten lang, das eine Rede zeigt. Ein eher schmächtiger Mann in Windjacke und Jeans, etwas unsicher, steht auf einem notdürftig gezimmerten Podest. Wie er in die Runde schaut, den Reißverschluss der Jacke ganz noch oben zugezogen, und sich am Manuskript festhält, ist es ihm offenbar nicht ganz geheuer, als einer von vielen vor einer derart riesigen Menschenmenge zu sprechen.
Er ist Professor, aber er formuliert einfache Sätze. Er spricht über Zivilcourage, über die Einmischung in öffentliche Angelegenheiten ohne Angst und Tabus, über eine Ermutigungspädagogik, über das Aussprechen unangenehmer Wahrheiten, über das Einrichten in der Mittelmäßigkeit und die Angewohnheit, eigene Unzulänglichkeiten auf Umstände zu schieben, die vermeintlich nicht zu ändern sind. Es ist ein Plädoyer für Freiheit und freies Denken. Der Mann ist Rektor der Filmhochschule Potsdam, es ist der 4. November 1989,...
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