Atomstreit ist für Irans Präsidenten Ruhani Chefsache

Teheran bestätigte Besitz von 18 000 Zentrifugen zur Urananreicherung

  • Lesedauer: 2 Min.
Der neue iranische Präsident Hassan Ruhani will mehr Einfluss auf die Atomverhandlungen mit dem Westen nehmen.

Teheran (dpa/AFP/nd). Die Atompolitik sei nun Chefsache, sagte der neue iranische Atomchef Ali Akbar Salehi laut Medienberichten am Sonntag. Ruhani müsse entscheiden, ob die Verhandlungen demnächst übers Außenministerium oder weiterhin über den Nationalen Sicherheitsrat laufen sollen.

EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton hatte den Iran am Samstag zur raschen Wiederaufnahme der Atomverhandlungen aufgerufen. Die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland stünden bereit, sagte Ashton nach Angaben ihres Sprechers in einem Telefonat mit dem neuen iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Die letzte große Runde der sogenannten P5+1-Gespräche war im April im kasachischen Almaty ohne Ergebnisse geblieben. Der Iran weigerte sich vor allem, auf die Hauptforderung der Verhandlungspartner nach einer Aussetzung der Urananreicherung einzugehen.

Ruhani will unbedingt einen schnellen Durchbruch im Atomstreit, um die durch internationale Sanktionen verursachte Wirtschaftskrise im Land rasch zu beenden. Dabei sollen Außenminister Sarif und Atomchef Salehi eine entscheidende Rolle spielen. Ruhani wolle, falls auch der Westen damit einverstanden wäre, die Atomgespräche entweder auf Außenministerebene oder gleich direkt mit den USA führen, hieß es.

Präsident Rohani hatte nach seinem Amtsantritt seine »ernsthafte Gesprächsbereitschaft« bekräftigt, aber klar gemacht, dass er die Urananreicherung als legitimen Schritt zur friedlichen Nutzung der Atomenergie verteidigen will. Der Westen verdächtigt den Iran, insgeheim nach einer Atombombe zu streben.

Am Samstag hatte der bisherige Chef der iranischen Atombehörde, Fereidun Abbassi Dawani, den Besitz von mehr als 18 000 Zentrifugen bestätigt. 10 000 der Zentrifugen zur Anreicherung von Uran seien im Einsatz, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. Die Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hatte im Mai die gleichen Zahlen genannt .

Ende Juli habe der Iran über 17 000 Zentrifugen der ersten Generation verfügt, von denen 10 000 aktiv seien und 7000 weitere betriebsbereit, sagte Dawani laut Isna bei der Amtsübergabe an seinen Nachfolger, den früheren iranischen Außenminister Ali Akbar Salehi. Hinzu kämen rund tausend weitere der zweiten Generation, die bereit zum Einsatz seien.

Für eine Atombombe müsste Uran auf 90 Prozent angereichert werden. Die iranische Regierung gibt an, sie reichere Uran lediglich auf fünf bis 20 Prozent an, um es für zivile Zwecke wie die Energiegewinnung und medizinische Anwendungen einzusetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.