Sechs Morde sind noch ungeklärt
Polizei und Justiz zogen Bilanz / Tödlicher Messerstich an Oberschüler gibt Rätsel auf
Über ungeklärte Tötungsdelikte im Jahr 2005 informierten gestern Polizei und Staatsanwaltschaft. Die 73 Mitarbeiter der sieben Mordkommissionen ermittelten zu etwa 120 Fällen. Sechs Delikte seien am Jahresende noch ungeklärt, berichtete Kriminaloberrat André Rauhut, Chef der Berliner Mordkommissionen. Mit 70 vollendeten Fällen von Mord und Totschlag liegt die Zahl etwa auf dem Niveau des Vorjahres, erklärte Polizeipräsident Dieter Glietsch.
Zu den ungeklärten Fällen gehört der jüngste Mord an einem 18-jährigen Oberschüler in Köpenick. Am Montagabend hatten drei Jugendliche während der Fahrt im Bus der Linie 167 eine junge Frau belästigt, die mit dem Opfer unterwegs war. Als die drei Jugendlichen am S-Bahnhof Spindlersfeld ausstiegen, zückte einer von ihnen ein Messer und versetzte dem Oberschüler einen Stich in die Brust.
Die Mordkommission sucht Zeugen, die die Tat beobachtet haben, Angaben zu den Jugendlichen machen können oder mit im Bus saßen (Abfahrt 20.36 Uhr Zittauer Straße in Rudow). Von einem Phantombild vom Täter erhofft man sich weitere Hinweise.
Auch beim Mord an der 46-jährigen Angestellten eines Rossmann-Drogeriemarktes in Buch fehlt noch eine heiße Spur. Die Frau hatte am 10. Dezember mit zwei Kolleginnen gegen 18.20 Uhr die Filiale in der Wiltbergstraße durch den Hintereingang verlassen. Ein maskierter Mann lauerte ihnen dort mit einem Messer auf und wollte die Frauen in das Geschäft zurückdrängen. In dem sich entwickelnden Handgemenge versetzte der Täter der Angestellten den tödlichen Stoß.
Ungeklärt sind zudem die Morde an Fira Miller und Manfred Diefenbach. Die Russin Miller, die in ihrer Schöneberger Wohnung in der Motzstraße 43 mit Kaviar handelte, wurde dort am 7. Oktober erwürgt. Die Ermittler entdeckten auch 35 Kilogramm meist verdorbenen und überlagerten Kaviars. Raub, aber auch Streitigkeiten mit Abnehmern oder Lieferanten kämen daher als mögliches Tatmotiv in Frage.
Manfred Diefenbach wurde gefesselt in einer Wohnung in der Libauer Straße in Friedrichshain gefunden. Wahrscheinlich war ein Angriff gegen den Hals die Todesursache für den Besitzer des Mehrfamilienhauses. Da der cholerische Alkoholiker fast nur mit den Hausmeistern zu tun hatte und sehr misstrauisch war, gehen die Ermittler davon aus, dass der Angreifer kein Fremder war. Vermisst wird der 49-jährige Alexander Luchterhandt. Der freie Journalist kam am 8. Mai nie bei einem Termin in Neukölln an. Die Umstände sprächen dafür, dass er Opfer eines Verbrechens wurde.
Nicht aufgeklärt werden konnte bisher der Fall des getöteten Babys auf dem Recyclinghof der Firma Alba in Mahlsdorf. Der tote Säugling war am 3. Februar gefunden worden. Gewebeproben des Kindes seien einer so genannten Isotopenanalyse unterzogen worden. Dabei können Einflüsse der Lebensumstände vor dem Tod festgestellt werden. Das Gutachten eines Münchner Instituts lässt den Schluss zu, dass die Mutter des Babys schlecht ernährt war...
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