Anklage fordert mindestens 60 Jahre Haft für Manning

Entscheidung über Strafmaß für Wikileaks-Informanten steht bevor

  • Lesedauer: 2 Min.

Fort Meade (Agenturen/nd). Im Prozess gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning hat die Anklage eine Haftstrafe von mindestens 60 Jahren gefordert. Staatsanwalt Joe Morrow rief das Militärgericht in Fort Meade am Montag auf, mit einem harten Strafmaß eine »Botschaft« an all jene US-Soldaten zu schicken, die den Diebstahl von Geheiminformationen in Betracht zögen. Richterin Denise Lind dürfte die Strafe in den kommenden Tage festlegen.

Das Gericht hatte Manning Ende Juli in 20 von 22 Anklagepunkten für schuldig befunden, darunter Verstöße gegen ein Spionagegesetz sowie Diebstahl von hunderttausenden Militärdokumenten und Depeschen der US-Diplomatie. Vom besonders schwerwiegenden Vorwurf der Feindesunterstützung wurde der 25-jährige Obergefreite aber freigesprochen.

Morrow forderte, Manning außerdem zu einer Geldstrafe von 100.000 Dollar (etwa 75.000 Euro) zu verurteilen. Der Staatsanwalt wies erneut die Darstellung der Verteidigung zurück, dass der Soldat ein naiver junger Mann gewesen sei, der lediglich eine Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak habe anstoßen wollen. Der Verrat von Geheimnissen durch Manning sei »zerstörerisch« gewesen.

Richterin Lind hatte das maximale Strafmaß durch das Zusammenfassen mehrerer Anklagepunkte bereits von 136 auf 90 Jahre gesenkt. Manning Anwalt David Coombs bat Lind am Montag um eine milde Strafe, die es dem 25-Jährigen ermögliche, noch ein Leben nach der Haft zu führen.

Manning hatte eingeräumt, während seiner Stationierung im Irak zwischen November 2009 und Mai 2010 rund 700.000 Geheimdokumente von Militärrechnern heruntergeladen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt zu haben. Die Veröffentlichung der Dokumente sorgte weltweit für Wirbel.

In der vergangenen Woche hatte sich Manning vor Gericht erstmals für sein Handeln entschuldigt. Er bedaure, dass seine Taten Menschen verletzt und den USA geschadet hätten, sagte der Soldat. Der 25-Jährige zeigte sich auch bereit, die Strafe zu akzeptieren. »Ich weiß, dass ich den Preis zahlen muss«, sagte er.

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