Rechte wollen vor nd-Gebäude aufmarschieren
Pro Deutschland provoziert mit Wahlkampftour durch Berlin
Die »Bürgerbewegung pro Deutschland« gehört zu den besonders unappetitlichen Akteuren auf der politischen Bühne. Im Jahre 2005 geründet, ist die Kleinstpartei Teil der sogenannten »Pro-Bewegung«, die unter einem Dachverband organisiert ist. Zu dieser Problemfamilie gehören etwa auch Pro Köln und Pro NRW. Sie alle geben sich volksnah und schüren Ressentiments gegen hier lebende Muslime. Zu bundesweiter Aufmerksamkeit brachte es Pro NRW, als einige ihrer Mitglieder im Mai 2012 in Bonn mit islamischen Salafisten aneinandergerieten. Die Rechtspopulisten hatten im Namen der Meinungsfreiheit die bei Muslimen verhassten Mohammed-Karikaturen öffentlich gezeigt, um die dadurch auf den Plan gerufenen Salafisten zu provozieren. Die Rechnung ging auf: 29 verletzte Polizisten und eine kleine Straßenschlacht mit 100 Festnahmen waren die Folge.
Auch wenn man sich bei Pro Deutschland gern als Gralshüter der Meinungsfreiheit inszeniert: Die Führungsetage kommt aus der sonst wenig toleranten Neonazi-Szene. Parteivorsitzender Manfred Rouhs war lange Jahre Chef der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) und kandidierte für die Rechtsextremen sogar für den Bundestag.
Willkommen zum Spielbericht live aus der »Neues Deutschland«-Arena am Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin. Die geistig wie körperlich betagten Damen und Herren des rechtsradikalen Vereins »pro-Deutschland« haben sich für 11.30 Uhr ungefragt angekündigt.
Sie treffen auf ein »nd«-Allstar-Team, unter anderem bestehend aus der Redaktion der Tageszeitung »neues Deutschland«, der Rosa Luxemburg-Stiftung und VVN/BdA sowie hoffentlich zahlreichen weiteren Unterstützern. Neben einer eindeutigen Niederlage für »Pro-Deutschland« erwarten wir ein offensives Spiel der Gastgeber, welches deutlich macht, dass eine reaktionäre Spielweise über Rechtsaußen keine Zukunft hat.
Vorbericht: Das Team um Spielführer Manfred Rouhs versucht sich seit gestern übrigens an einem wahren Spielmarathon. Neben dem Flüchtlingsheim in Marzahn-Hellersdorf und dem Protestcamp am Kreuzberger Oranienplatz läuft die Altherrenmannschaft unter anderem am Karl-Liebknecht-Haus und vor den Redaktionen von taz und »Junge Welt« auf. Einen ausführlichen Vorbericht von Kollege Fabian Lambeck gibt es hier.
Vorbericht: Die Bilanz sieht bisher allerdings schlecht aus: Aufgrund der dominanten Spielweise und klarer Überlegenheit in Sachen Mannschaftsstärke seiner Gegner musste »Pro Deutschland« gestern gleich zwei Niederlagen einstecken. Zum Spielbericht von Marlene Göring und Martin Kröger.
Vorbericht: Auch heute erwarten wir einen eindeutigen Sieg der Heimmannschaft. Los geht es am Berliner Franz-Mehring-Platz 1 um 11.15 Uhr. Der Anpfiff wird erwartet für 11.30 Uhr, planmäßiges Spielende ist 90 Minuten später um 13.00 Uhr. Mitspielen ist erwünscht!
Bereits Ende Juli kündigte der Geschäftsführer von Pro Deutschland, Lars Seidensticker, eine Wahlkampftour durch mehr als 40 Städte an. Auch Seidensticker ist kein unbeschriebenes Blatt. Der smarte Berliner war lange Zeit Mitglied der rechtsextremen DVU.
Nun engagiert er sich voll und ganz, um eine vermeintlich drohende Islamisierung Deutschlands zu verhindern. Dafür mietete Seidensticker einen Tourbus und wohl auch Teilnehmer. Die köderte man mit dem Versprechen, dass »Kost und Logis« frei seien. Nach Angaben eines Polizeisprechers konnten 50 Menschen diesem Angebot nicht widerstehen. Zumindest meldete Seidensticker diese Teilnehmerzahl an die Ordnungskräfte. Für »Spaß und Action« ist laut Seidensticker gesorgt.
Wie die »Action« aussieht, zeigt sich beim Blick auf den Tourplan für Berlin. Am Mittwoch und Donnerstag will man nicht nur vor Asylbewerberheimen und Moscheen demonstrieren, sondern auch vor der Parteizentrale der LINKEN im Karl-Liebknecht-Haus. Zudem haben die Organisatoren linke Zeitungen im Visier. Neben »junge Welt« und »taz« will man auch beim »neuen deutschland« vorbeischauen. Am Donnerstag zwischen 11.30 Uhr und 13.30 Uhr macht der braune Spuk Station am Franz-Mehring-Platz. Ein Grund für den Besuch sei die »unkritische Haltung der LINKEN und der ihr nahestehenden Zeitung zum Islam«, so Nico Ernst, Vorstandsmitglied von Pro Deutschland, gegenüber »nd«. So werde »Dingen, die wir ablehnen, Vorschub geleistet«, betonte Ernst, der auch schon mal NPD-Mitglied war.
Das »neue deutschland« als Wegbereiter des radikalen Islams? Die nd-Mitarbeiter wollen sich diese Unterstellung nicht bieten lassen und sich den Rechtsextremen am Donnerstag entgegenstellen. »Den rassistischen Stimmungsmachern von Pro Deutschland muss klar gemacht werden, dass sie unwillkommen sind«, so ein Mitarbeiter der Zeitung.
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