»Du hast die Ostrenten vergessen, Angela!«

Mit 29 800 Plakaten zieht die märkische LINKE jetzt in die heiße Wahlkampfphase

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Plakate der anderen Parteien hängen schon lange. Einen Monat vor der Bundestagswahl zieht die märkische LINKE mit ihren Motiven jetzt nach. 29 800 Plakate wollen die Genossen bis Sonntag, spätestens bis Montag im gesamten Bundesland anbringen. Am Sonnabend um 11 Uhr startet der Landesverband im Neuen Lustgarten offiziell in seine heiße Wahlkampfphase.

Es bleibt dabei: 25 Prozent plus X wollen die Sozialisten in Brandenburg schaffen - ein Ziel, von dem sie weit entfernt sind, das sie wohl kaum erreichen dürften. Denn Umfragen prophezeiten bislang nur Werte um die 20 Prozent. Mit diesem Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit müssen sich jedoch nicht nur die Genossen in Brandenburg herumschlagen. Die Bundespartei erträumt sich schließlich ein zweistelliges Ergebnis, also wenigstens zehn Prozent, kann aber derzeit schon zufrieden sein, dass die Meinungsforscher sie mittlerweile einhellig stabil bei acht Prozent sehen.

16 000 der LINKE-Plakate in Brandenburg zeigen Motive, die auch anderswo in Deutschland zu sehen sind. Zehn Euro Mindestlohn, 1050 Euro Mindestrente, bezahlbare Mieten und Energiepreise, eine Millionärssteuer und das Verbot von Waffenexporten werden da beispielsweise gefordert - und auch versprochen für den unwahrscheinlichen Fall, dass die LINKE nach der Bundestagswahl maßgeblichen Einfluss auf die Bundespolitik bekommt. Dazu kommen 1700 Plakate mit dem Slogan: »Du hast die Ostrenten vergessen, Angela!« Die werden nur in Brandenburg aufgehängt, erläuterte Wahlkampfleiter Matthias Loehr am Mittwoch.

Auf den jeweiligen Wahlkreis beschränkt bleiben je 500 Plakate von acht Direktkandidaten. Eine Ausnahme macht das Konterfei der Politikerin Dagmar Enkelmann, das in Märkisch-Oderland und im südlichen Barnim 2500 Mal zu betrachten sein wird. Der Grund dafür: Wenn die Partei überhaupt wieder einen Bundestagswahlkreis in Brandenburg gewinnt, dann diesen. 2009 waren es vier Wahlkreise, doch danach gab es schwere Zerwürfnisse auf Bundesebene. Danach fand die Partei bislang nicht wieder zur alten Stärke.

Das Abbild der Spitzenkandidatin Diana Golze wurde 1400 Mal gedruckt. Landesweit soll dieses Motiv angebracht werden. Mit einer Ausnahme! In Märkisch-Oderland wird am 22. September auch der Landrat gewählt. Es gibt Plakate mit LINKE-Kandidat Bernd Sachse. Seine und Enkelmanns Bilder sollen genügen, damit die Wähler nicht den Überblick verlieren. Deshalb dort keine Porträts von Diana Golze.

»Sonntags bleibe ich im Bett, deshalb Briefwahl!« steht auf 1000 Plakaten. Nicht von ungefähr entschloss sich die LINKE dafür. Sie weiß, dass sie von Briefwählern überdurchschnittlich oft angekreuzt wird. Die 1000 Plakate hängen bereits. Es gibt aber ein Problem: Viele Brandenburger haben immer noch keine Wahlbenachrichtigung erhalten und können deshalb eine Briefwahl noch nicht beantragen.

Der Wahlkampfauftakt in Potsdam dauert - verlängert durch ein Sommerfest - bis 22 Uhr an. Parallel, ab 17 Uhr, grillt im Jugendclub Comet in Guben Wolfgang Nešković. Er zog 2005 und 2009 als Parteiloser für die LINKE in den Bundestag ein, verließ aber die Fraktion und probiert es diesmal als unabhängiger Kandidat. Wo genau auf der Skala zwischen Freund und Feind Nešković nun einzustufen und wie er zu behandeln ist, darüber gehen die Meinungen in der Partei auseinander. Besonders in Guben erhält er Unterstützung von Genossen. Allerdings sind selbst hier nicht alle auf seiner Seite. Für Verstimmung sorgt, dass Nešković den früheren Bundesparteichef Klaus Ernst für eine Veranstaltung in der Lausitz gewann. Spitzenkandidatin Golze denkt nicht daran, Nešković auf eine solche Weise zu helfen.

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