Im Schlamm gefangen
Ungarische Roma-Kinder im Dorf Tarnabod haben kaum eine Chance auf eine bessere Zukunft
Im Norden Ungarns sind ganze Dörfer nur noch von Roma bewohnt. Wer konnte, ist nach rassistischen Anschlägen vor der Armut geflohen.
Rodrigó wollte vorgestern das Schulgebäude auseinandernehmen. Die Grundschullehrer des ungarischen Romadorfs Tarnabod wussten zwar, dass seine Mutter einige Monate zuvor nach Budapest gegangen ist, um sich dort als Prostituierte zu verdingen. Aber die Pädagogen der durch die Malteser betriebenen Dorfschule brauchten einen ganzen Tag, um herauszufinden, dass Rodrigós Großmutter, die ihn und seine Geschwister alleine erzieht, Krebs hat. Am Tag, bevor der Junge den Wutanfall hatte, musste der Zehnjährige zuhören, wie entfernte Verwandte darüber stritten, wer die Vormundschaft für ihn übernehmen müsse, wenn die Großmutter stirbt, erklärt Imre Maszlag, der junge Schuldirektor, den Blick senkend, als würde er sich selbst für den Fall schämen.
Wir befinden uns eine Autostunde von Budapest auf einem Schulhof, der eher einem Schlammmeer gleicht. Tarnabod liegt in dem nordungarischen Komitat Heves, wo neben Borsod-Abaúj-Zemplén und Szab...
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