Fenstersprung aus Verzweiflung

Der Suizid des Flüchtlings Cemal Altun löste vor 30 Jahren heftige Diskussionen aus

Am 30. August 1983 - es war ein warmer Spätsommertag - setzte der türkische Asylbewerber Cemal Kemal Altun seinem Leben ein Ende. Der Suizid löste bundesweite Debatten aus, die ersten Flüchtlingsräte wurden gegründet. Doch am inhumanen Umgang mit Flüchtlingen hat sich wenig geändert. Heute findet eine Gedenkveranstaltung in Berlin statt.

Hatte er die Folterungen seines Neffen vor Augen, als er von seiner Bank im Berliner Gerichtssaal aufsprang und zum geöffneten Fenster eilte? Konnte der 23-Jährige Cemal Kemal Altun die Ungewissheit nicht mehr ertragen, der er seit Monaten ausgesetzt war? Oder löste eine Fotografin den Entschluss aus, die sich gerade vor ihm in Stellung gebracht hatte? Jedenfalls stieg Altun ohne einen Laut, ohne jedes Zögern auf die Fensterbank und sprang aus dem sechsten Stock des Berliner Verwaltungsgerichts. »Jetzt endlich bist du frei«, sagte sein Anwalt, der heutige grüne Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wieland, auf Altuns Beerdigung. »Die türkischen Generäle wollten dich lebendig haben, tot werden sie dich nicht bekommen.« Versucht hatten sie es zuvor mit allen Mitteln und waren bei den deutschen Behörden auf helfende Hände gestoßen.

Bei der Junta nachgefragt

Schon kurz nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 war Altun aus der ...


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