Ein unbenutztes Silberbuffet
Nach der nd-Wanderung wäre ein Besuch im Schloss Köpenick drin
Fast eine Stunde lang hat das Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick an diesem Werktag schon geöffnet und gerade erst kam der zweite Besucher herein. Während die Touristen in die großen und bekannten Häuser auf der zentral gelegenen Berliner Museumsinsel strömen, fristet das Kunstgewerbemuseum auf der Köpenicker Schlossinsel manchmal beinahe ein Schattendasein - leider! Das freundliche Aufsichtspersonal, das die wertvollen Exponate auf jeden Fall im Auge behalten muss, ist in solchen Momenten deutlich in der Überzahl. Das hat auch einen Vorteil: Besucher können sich in Ruhe umsehen, es dürften aber gern mehr Gäste sein.
Eine Gelegenheit, das Museum aufzusuchen, wäre der 22. September. Dann endet die nd-Herbstwanderung nicht weit weg im Biergarten »Freiheit 15«. Start für die 7 und die 14 Kilometer lange Stecken ist von 8 bis 11 Uhr am S-Bahnhof Friedrichshagen. Anschließend könnte man noch für ein Stündchen im Museum vorbeischauen. Ein Besuch lohnt sich aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt. Unbedingt einen Blick nach oben lohnen die kunstvoll gestalteten Decken. Von der ursprünglichen Ausstattung des 1677 bis 1689 erbauten Schlosses hat sich jedoch nichts erhalten. Seit 1963 wird hier aber Kunstgewerbe ausgestellt. Seit einer Wiedereröffnung 2004 sind auf drei Geschossen vier komplette Zimmer mit Holzvertäfelung, Teppiche und Tapeten sowie Möbel und Geschirr aus Deutschland, Italien und Frankreich, aus den Niederlanden und aus der Schweiz zu bewundern. Die Stücke stammen aus der Zeit der Renaissance, des Barock und des Rokoko.
»Das wertvollste Ensemble stellt zweifelsohne das große Silberbuffet dar, das kurz vor 1700 entstanden ist«, sagt Direktorin Sabine Thümmler. »Einstmals zierte es den Rittersaal des Berliner Schlosses.« Nach Entwürfen des Architekten Andreas Schlüter wurde das prunkvolle Silbergeschirr in Augsburg gefertigt und zum Essen nie benutzt. Es diente der Dekoration und bildete den Grundstock des Staatsschatzes. Zur Beerdigung von König Friedrich I. wurden Teile verwendet. Sie säumten den Weg seines Sarges. Friedrich II. ließ später einige Stücke einschmelzen. 1945 gelangte das Buffet als Beutekunst in die Sowjetunion. Es wurde jedoch bereits 1958 in die DDR zurückgegeben. Das Museum beherbergt auch Porzellanservices von Friedrich II. und einen Schreibtisch des Königs von 1765, der einstmals im Potsdamer Neuen Palais gestanden hat.
Schloss Köpenick, Schlossinsel 1, April bis September von Di.-So. 10-18 Uhr, sonst Do.-So. 10-17 Uhr, Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro
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