Rote Krawatten, Wahl-O-Mat und Beckenpinkler
Jürgen Amendt über Stefan Raab und das so genannte Kanzlerduell im Fernsehen
Kein »Tatort« am Sonntag. Dafür ein Straßenfeger zur Primetime? So wurde es angekündigt: »Das Duell«. Hohe Einschaltquoten prognostizierten die Kaffeesatzleser in den vergangenen Tagen. Kunststück, wenn die vier großen TV-Sender ARD, ZDF, RTL und Pro 7 in der Zeit von 20.15 bis 22 Uhr nichts anderes sendeten. Haben sich am Sonntag Fanmeilen auf der Straße des 17. Juni in Berlin gebildet, gab es Public Viewing in den Kneipen, Hausgemeinschaften, die sich zum gemeinsamen »Duell«-Gucken trafen?
Nein. Hier inszenierte sich der politisch-mediale Klüngel gekonnt selbst. Journalisten erhielten vom Branchen-Dienst »Meedia« vorher eine Liste mit den »Wichtigsten Fakten zum TV-Duell« zugeschickt. Ein Punkt: »Wie kann ich die Gesten der Kandidaten richtig deuten?« In den Tagen vor »dem Duell« waren die Zeitungen voll mit Porträts von Personality-Beratern, Redetrainern und ähnlichen Trittbrettfahrern des medialen Polittheaters. Welch...
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