Mit Google durch den Nahverkehr
Fahrplanauskunft des Internetkonzerns für Berlin-Brandenburg weist zum Start Mängel auf
Nicht weniger als einen »Meilenstein« verspricht Hans-Werner Franz, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) am Dienstag auf der gemeinsamen Präsentation mit dem Internetkonzern Google. Für den »Meilenstein« brauchte es fünf Jahre Entwicklungszeit. Das Ergebnis: Ab sofort können Reisende des öffentlichen Nahverkehrs ihre Fahrten mit Bus und Bahn im gesamten VBB-Gebiet mit Hilfe des weltweit beliebten Kartendienstes Google Maps planen. Dafür muss der Anwender nichts anderes tun als bisher. Bei Google Maps gibt der Nutzer seinen gewünschten Start- und Zielort ein und der Dienst liefert einem alle zur Verfügung stehenden Nahverkehrsanbindungen. »Damit wollen wir vor allem Kunden erreichen, die die Verhältnisse vor Ort nicht kennen oder selten öffentliche Verkehrsmittel nutzen«, sagt Franz.
Burkhard Kieker, Geschäftsführer des Tourismusunternehmen Berlin Visit, hofft durch das Angebot internationale Touristen und Geschäftsleuten die Planung ihrer Reisen zu erleichtern und damit nebenbei Werbung für die Hauptstadt zu machen. Zwar ist Berlin-Brandenburg deutschlandweit die erste Region, die in dieser Form mit Google kooperiert, im internationalen Vergleich kommt der Dienst aber eher spät. Weltweit kooperieren bereits etwa 800 Regionen und Städte wie New York mit Google Maps Transit, so der offizielle Name des Routenplaners für öffentliche Verkehrsmittel.
Für sich genommen wäre die Erweiterung von Google Maps um dieses Angebot nichts Besonderes. Ähnliche Dienste zur Fahrplanauskunft gibt es längst. So bietet der VBB auf seiner Internetseite seit Jahren eine eigene Fahrplanauskunft. Für das Smartphone bietet eine kostenlose Anwendung namens »Öffi« einen ähnlichen, sogar deutschlandweit verfügbaren Service. Möglich sind solche Angebote, da der VBB seine Verkehrsdaten Unternehmen und Programmierern kostenlos zur Verfügung stellt.
Die Vorteile von Google Maps› neuer Anwendung werden erst durch die Verknüpfung mit anderen Angeboten des Kartendienstes deutlich. So zeigt Maps eben nicht nur das öffentliche Straßennetz sondern auch Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. In der Praxis heißt das: Wer sich etwa den Weg ins Museum anzeigen lässt, erfährt nebenbei, ob es in der Nähe auch ein Café gibt, das wiederum von den Google-Nutzern bewertet werden kann. Für Entdecker ohne Stammkneipe durchaus eine nützliche Anwendung, um Berlin zu erkunden. Allerdings kann dies nicht über einige Schwächen der Anwendung hinwegtäuschen.
Da Google keine ständig aktualisierten Informationen durch den VBB bezieht, werden Verspätungen und viele Baustellen nicht angezeigt. Ein kurzer Praxistext verdeutlicht das Problem. Während etwa die Fahrplanauskunft des VBB als auch der Berliner Verkehrsbetriebe auf den derzeitigen Ersatzverkehr auf der Metrolinie M8 zwischen Herzbergstraße und Landsberger Allee hinweisen, fehlt diese Information bei Google. Im günstigsten Fall ist dies für den Reisenden ärgerlich, im schlechtesten verpasst er durch mögliche längere Fahrtzeiten seine Anbindung zur Weiterfahrt. »Wir sind keine Verkehrsprofis«, räumt Raphael Leiteritz, Produktmanager von Google Maps, ein.
Spätestens beim Thema Datenschutz sollte sich jeder überlegen, ob er Googles Dienst nutzen will. Wie schon bei anderen Angeboten behält sich der Konzern vor, Informationen, wie Suchanfragen und den Standort des Mobiltelefons, zu speichern. Wer dies nicht will, kann der Datensammelei zwar widersprechen, was aber nicht heißt, dass Google Teile der Informationen anonymisiert nicht doch verwendet. Am Ende bezahlt man den kostenlosen Dienst mit Informationen über sich.
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