Gauck am Ort des Grauens

Der Bundespräsident und sein französischer Kollege in Oradour-sur-Glane

  • Christine Longin, Paris
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Bundespräsident Joachim Gauck besuchte am Mittwoch gemeinsam mit dem französischen Staatschef François Hollande den mittelfranzösischen Ort Oradour-sur-Glane. SS-Männer hatten 1944 praktisch das ganze Dorf ausgelöscht. Noch heute steht der Ort für die Nazibarbarei in Frankreich. Der deutsch-französische Auftritt war hoch symbolisch.

Es ist ein Bild für das Geschichtsbuch: Joachim Gauck und der französische Präsident François Hollande stehen Hand in Hand in den Ruinen der Kirche von Oradour-sur-Glane. Gauck ist der erste Bundespräsident, überhaupt der erste deutsche Spitzenpolitiker, der den Ort besucht, wo die SS-Panzerdivision »Das Reich« im Juni 1944 praktisch das ganze Dorf umbrachte. »Sie sind der Würdenträger des Deutschlands von heute, Sie sind in der Lage, der Barbarei der Nazis von damals ins Gesicht zu schauen«, sagt Hollande am Mittwoch zum Bundespräsidenten. Und Gauck findet starke Worte, vor allem zu der Tatsache, dass Täter womöglich noch immer ungestraft in Deutschland leben.

»Ich teile die Bitterkeit darüber, dass Mörder nicht zur Verantwortung gezogen wurden und dass schwerste Verbrechen ungesühnt geblieben sind.« Diese Bitterkeit werde er mit nach Deutschland nehmen, »und ich werde nicht verstummen«, versichert der Bundespräsident.

...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -