Wahl-O-Mat und ParteieNavi?
Theresa Küntzler über Unterschiede in den verschiedenen Wahl-Tools
nd: Zwei internetbasierte Tools, ein Ziel: Der Wahl-O-Mat und Ihr ParteieNavi wollen dem Wähler die Wahlentscheidung erleichtern, indem sie dessen Positionen zu politischen Kernfragen mit denen der Parteien abgleichen und Übereinstimmungen aufzeigen. Wieso gleich zwei Tools?
Kuntzler: Weil unser ParteieNavi und der Wahl-O-Mat versuchen, das gemeinsame Ziel über verschiedene Methoden zu erreichen. Und weil es dem Bürger die Möglichkeit gibt, sich besser zu informieren und eine zweite Meinung zu haben. Ich denke, mehr Information ist gerade vor einer Wahl sehr sinnvoll.
Der Wahl-O-Mat wird von der Bundeszentrale für politische Bildung betrieben, das ParteieNavi an den Universitäten Konstanz sowie Aarau und Zürich (beide Schweiz). Macht das einen Unterschied?
Wir sind politisch völlig unabhängig und gehen davon aus, dass die Bundeszentrale für politische Bildung es auch ist.
Aber Ihr Team hat die Positionen der Parteien von Wissenschaftlern einordnen lassen, während die Bundeszentrale sich vor allem auf die Selbstdarstellung der Parteien verlässt.
Unser Verfahren ist recht aufwendig, wir setzen auf Expertenbefragungen. Natürlich kann man beides machen, aber unser Vorgehen ist, denke ich, etwas genauer. Deshalb sind wir auf die sieben Parteien beschränkt, die bei der Wahl die besten Aussichten haben.
In der Wahl-O-Mat-Empfehlung erkannte ich mich überhaupt nicht, während das ParteieNavi ziemlich exakt meine Haltung widerspiegelte. Wie erklären Sie den Unterschied?
Ein Unterschied ist, dass man bei uns differenzierter antworten kann. Bei uns findet man auch verschiedene Arten der Berechnung, wie nahe man einer Partei steht - oder eben nicht. So kann man sich besser wieder finden.
Auf einer Skala von 0 bis 10, wie sehr stimmen Sie der Aussage zu: »Der Wahl-O-Mat ist amüsanter, das ParteieNavi seriöser«?
Ich gebe eine 3! Ich finde nicht, dass der Wahl-O-Mat sehr unseriös ist. Vor allem aber denke ich, dass auch das ParteieNavi Spaß macht. Man kann vergleichen, wie man sich selbst politisch verortet und ob das mit den eigenen Antworten im Einklang steht, das kann schon ziemlich amüsant sein.
Warum brauchen wir solche Hilfen? Früher wussten die Leute auch so, was sie wählen sollen.
Einerseits wurden die Parteiprogramme immer länger und es gibt immer mehr Möglichkeiten, sich mehr
oder minder gut zu informieren. Da kann es nicht schaden, wenn die Bürger sich schnell einen guten Überblick über die Parteien verschaffen können und dabei Spaß haben. Wir hoffen natürlich, dass dann mehr Leute zur Wahl gehen.
Der umstrittene Extremismusforscher Eckhard Jesse schrieb für den Wahl-O-Mat ein ziemlich einseitiges »Profil« über die LINKE. Dabei beschwieg er beispielsweise, dass die Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz auch von SPD- und Grünen-Politikern kritisiert wird. War er auch bei Ihnen Experte?
Nein, war er nicht. Unsere Experten wurden zufällig den Parteien zugeordnet, um Unabhängigkeit zu gewährleisten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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