Triumph einer Sängerin
Keith Warner inszenierte Verdis »Nabucco« in der Deutschen Oper Berlin harm- und ziellos
Kein Apfel konnte zur Erde fallen bei der Saisoneröffnungspremiere an der Berliner Deutschen Oper. Ein Fest war das mindeste, was man erwartete, und wer ausschließlich an ein Fest grandioser Stimmen gedacht hatte, wurde nicht enttäuscht. Eine exzellente Orchesterleistung gab es noch dazu.
Das Ereignis des Abends war Anna Smirnova als Abigaille. Wenn die bis zum Bersten energiegeladene Tochter des Assyrerkönigs Nabucco die Bühne betrat, degradierte sie das übrige Personal zu Nebenfiguren. Wirklich standhalten konnte ihr nicht einmal Johan Reuter als ihr Vater, König und Titelfigur des Werkes. Reuters Stimme ist nicht die eines brutalen Machtmenschen und Gewaltherrschers. Seine dem Wahnsinn vorausgehende Selbsterhöhung zum Gott befremdete eher als intellektuelle Hybris, als dass sie Empörung über einen beispiellosen Machtrausch auslöste. Reuter ist ein Bariton der differenzierten Figurenausleuchtung, der Selbstzweifel und Selbst...
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