Biskys letzter Auftritt im Landtag

Gesehen

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Er hat die brandenburgische Politik mitbestimmt und das politische Klima im Bundesland unverwechselbar mitgeprägt. Zwischen 1990 und 2004 war der kürzlich verstorbene Lothar Bisky PDS-Fraktionschef im Landtag. Am Dienstag wurde im Parlament eine Fotoausstellung eröffnet, die eine Wiederbegegnung mit Lothar Bisky ermöglicht. Bis Ende Oktober wird sie auf dem Potsdamer Brauhausberg zu sehen sein. Nicht zuletzt durch die Anwesenden zeigte sich, wie sehr Bisky über Parteigrenzen hinweg Anerkennung genoss.

Die Arbeiten der Fotografin Simone Römhold geben den Blick frei auf einen Mann, der nie ein geborener Politiker war. Und dennoch hatte der einstige Rektor der Potsdamer Filmhochschule »Konrad Wolf« eine überwältigende politische Ausstrahlung, die für seine Partei eine kaum zu überschätzende positive Wirkung hatte. Mit tränenerstickter Stimme wies sein langjähriger Mitstreiter, der einstige Linksfraktionsgeschäftsführer Heinz Vietze, auf die »lebensfrohen Bilder von Lothar«. Die Aufnahmen zeigten Bisky als mutig, aufgeschlossen, uneitel, warmherzig, tolerant, humorvoll und auch verletzlich. Womit man ihm schwer zusetzen konnte, dass sei »denunziatorische Kommunikation« gewesen.

Lange bevor das russische Wort »Troika« mit den Namen Schröder, Scharping und Lafontaine auch in den westdeutschen Sprachgebrauch Einzug hielt, gehörte Bisky gemeinsam mit Vietze und Michael Schumann der »brandenburgischen Troika« an, erinnerte sich Vietze als der letzte Verbliebene des »Dreigespanns«. Er sagte: »Wir waren mal drei Pferde, jetzt ist ein klappriger Hengst übrig geblieben.« Keineswegs sei sein Verhältnis als einstiger SED-Bezirkssekretär zu Bisky von Anfang an freundschaftlich gewesen, räumte Vietze ein. Zum SED-Sonderparteitag im Dezember 1989 seien beide delegiert worden - »er mit meiner Stimme, ich aber nicht mit seiner«. Bisky sei dafür eingetreten, dass Michael Schumann das Grundsatzreferat zur Loslösung vom Stalinismus hielt - »und nicht ich mit meiner Geschichte«.

Zu den Politikern anderer Parteien, die zu Bisky ein Vertrauensverhältnis aufbauten, zählte Vietze u. a. Wolfgang Birthler, Steffen Reiche und Peter-Michael Diestel. Bisky sei es zu danken, dass es einen »Brandenburger Weg« geben konnte, der darin bestand, alle demokratischen Kräfte in die politische Willensbildung einzubeziehen, erklärte Vietze. Nicht lange nach der Wende sprach der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) von einer »punktuellen Zusammenarbeit« mit der PDS, was seinerzeit eine Sensation darstellte.

Ausstellung »So viele Träume« im Foyer vor den Räumen der Linksfraktion, Landtag Brandenburg, Am Havelblick 8, 14 473 Potsdam,

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