Der schöne Schein

Alt Rehse in Mecklenburg-Vorpommern - ein unbequemes Denkmal

  • Christina Matte
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Alt Rehse am Tollensesee. Kleine, gepflegte Fachwerkhäuser, die Satteldächer mit Reet gedeckt, in den Vorgärten Stauden und Schmetterlinge - eine Postkartenidylle.

Auf den ersten Blick. Eine Idylle war das Dorf nie. Die Balken der Türstürze tragen Inschriften wie »Haus Schlesien«, »Haus Rheinland« oder »Haus Kurhessen« - 22 Einzel- und Doppelhäuser, benannt nach Gauen des »Dritten Reiches«, reihen sich entlang der Alleen, die von kräftigen Linden gesäumt sind. Hinter den Namen der Häuser das jeweilige Jahr ihrer Entstehung, etwa »... erbaut im Jahre 3«. Von Anfang an wahnhafte Überhebung: Nach ihrer »Machtergreifung« 1933 wollten die Nationalsozialisten eine neue, eigene Zeitrechnung installieren.

Tatsächlich entstand Alt Rehse, so wie es bis heute erhalten ist, in den Jahren von 1935 bis 1938. Die Geschichte in Kurzfassung: Alt Rehse, ein altes mecklenburgisches Gut, zu dem ein Gutsdorf und ein Park gehörten, geriet in ...


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