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An Gleise zum Tagebau angekettet
Greenpeace demonstriert gegen langfristige Nutzung der Braunkohle
Neun schwedische und deutsche Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace ketteten sich Montagfrüh an drei Gleise zum Tagebau Welzow-Süd. Sie blockierten so Kohletransporte und demonstrierten gegen die klimaschädliche Nutzung der Braunkohle zur Stromerzeugung. Weitere Anhänger von Greenpeace unterstützten die Aktion. Insgesamt seien 40 Demonstranten vor Ort, hieß es. Die Umweltschützer zeigten ein Banner mit der schwedischen Losung: »Vattenfalls kol dödar« (Vattenfalls Kohle tötet).
Täglich bringen Dutzende Kohlezüge etwa 17 000 Tonnen Braunkohle zum Kraftwerk Schwarze Pumpe, erläuterte Greenpeace. Der Energiekonzern Vattenfall plane in der Lausitz fünf neue Tagebaue, denen insgesamt 3000 Menschen weichen müssten. Man dürfe nicht zulassen, dass die Heimat dieser Menschen dem Profit des Konzerns geopfert werde.
»Für jeden Schweden ist es eine Schande, dass der schwedische Staatskonzern Vattenfall in der Lausitz einige der schmutzigsten Kohlekraftwerke Europas befeuert. Vattenfall muss seine Pläne für weitere Tagebaue sofort stoppen«, forderte Emma Petersson, Energieexpertin von Greenpeace Schweden.
Noch bis zum heutigen Dienstag können Bürger Stellungnahmen zur geplanten Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd abgeben. So lange wolle man noch ausharren, erklärte Greenpeace. Ob dies wirklich gelingen könnte, stand allerdings in den Sternen.
»Für die dauerhaft sichere Energieversorgung benötigt Vattenfall eine laufende Kohlezufuhr aus allen unseren Tagebauen zu jeder Zeit. Insofern können wir diese Aktion keinesfalls tolerieren«, erklärte Vattenfall-Sprecherin Kathi Gerstner am Nachmittag. Das Vorgehen von Greenpeace habe im Kraftwerk Schwarze Pumpe zu einer »angespannten Situation« geführt. Die Polizei habe bereits Vorbereitungen getroffen, um die Gleise freizuräumen. Vattenfall hoffte, dass die Züge am Abend wieder fahren konnten, sagte Gerstner. Doch mehrstündige Bemühungen, die Aktivisten zum Beispiel per Schweißbrenner von den Gleisen zu bekommen, blieben bis Redaktionsschluss ohne Erfolg.
Bürgerinitiativen und Umweltverbände übergaben am Montag der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg in Cottbus mehr als 112 000 Widersprüche gegen den Tagebau Welzow-Süd II. Bundestagskandidat Wolfgang Renner (Grüne) bezeichnete diese Zahl als »historisch«. Für den fraktionslosen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Nešković zeigt sich an der Menge der Einwendungen, dass die Braunkohle bei der Mehrheit der Bevölkerung keine Akzeptanz mehr habe.
Der Verein »Pro Lausitzer Braunkohle«, der seinerseits Unterschriften fürs Revier sammelte, will die Listen heute an die Landesplanung übergeben. Nach Darstellung von Greenpeace produziert das Kraftwerk Schwarze Pumpe täglich mehr als 32 000 Tonnen Kohlendioxid. Das entspreche dem CO2-Tagesausstoß von mehr als sieben Millionen Mittelklassewagen oder sämtlichen zugelassenen Pkw in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. »Mit diesem Irrsinn muss Schluss gemacht werden«, verlangte die Schwedin Petersson. Mitstreiter Neubauer erinnerte, Deutschland wolle bis zum Jahr 2020 den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent senken. Dieses Ziel zu erreichen, wäre mit den neuen Tagebauen unmöglich. Greenpeace fordert einen Ausstieg aus der Kohle bis 2030. Die LINKE will den Ausstieg bis 2040. Sie befindet sich dabei im Konflikt mit ihrem Koalitionspartner SPD, der die Kohle behalten will, bis Erneuerbare Energie ausreichend und bezahlbar zur Verfügung steht. Nach Einschätzung der SPD könnte dies noch viele Jahrzehnte dauern.
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