Bewegung für die Freien
Kulturausschuss bewilligt 3,7 Millionen Euro mehr
Der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses möchte der Freien Szene der Stadt 3,7 Millionen Euro mehr geben. Der Vorschlag ist vom Haushalt nicht gedeckt und muss daher vom Hauptausschuss geprüft werden. Er ist dennoch ein deutliches Signal.
Wenig wies am Montag darauf hin, dass die zweite Lesung des Haushaltsentwurfs im Kulturausschuss sich zu einem historischen Ereignis auswachsen würde. Bauvorhaben wurden durchgewinkt. Kurz schlugen die Wogen hoch ob der Hypothekenzinsen, die der Betreiber des Jugendkulturzentrums Weinmeisterhaus aus seiner Fördersumme bezahlen wollte. Weil Zuschüsse für Programmvorhaben genutzt werden und nicht in die Immobilie fließen sollen, zeichnet sich jetzt eine Übernahme des Gebäudes durch die öffentliche Hand ab.
Als wichtigster Aspekt der Beratungen schälte sich dann die Freie Szene heraus. Die Künstler klagen seit längerem über nicht ausreichende Förderung und permanente Selbstausbeutung bei der Arbeit. Seit März 2012 bringen sie ihr Anliegen in der »Koalition der Freien Szene« vor.
Einen ersten Erfolg konnten sie nun im Vorschlag der Regierungskoalition, die Fördermittel zu erhöhen, verbuchen. »Wir waren uns alle einig, dass hier etwas passieren muss«, sagte Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD, dem »nd«. Christophe Knoche, Sprecher der »Koalition der Freien Szene«, wertete den Vorschlag von SPD und CDU gegenüber »nd« als »einen ersten Schritt« und »ein sehr gutes Zeichen«. Er bemerkte aber kritisch, dass diese Vorhaben »zuvor nicht in der Haushaltsplanung vorgesehen waren und erst in letzter Minute und auf öffentlichen Druck hin vorgeschlagen wurden«.
Im Einzelnen wird die Compagnie von Sasha Waltz eine Million Euro mehr erhalten. Die Sophiensaele sollen zusätzliche 250 000 Euro bekommen. Die Musiktheatergruppe Nico & the Navigators, die in der Konzeptförderung ab 2015 nicht mehr vorgesehen war, soll einen eigenen Titel in Höhe von 250 000 Euro erhalten. Um 600 000 Euro soll der Etat der Konzeptförderung steigen. Weiterhin sind eine Million Euro zusätzlich für kulturelle Aktivitäten freier Gruppen vorgesehen. Bei diesem Geld handelt es sich Lange zufolge um einen sogenannten »Eigenmittelfonds«. Aus ihm soll die Gegenfinanzierung für EU-Anträge dieser Gruppen bestritten werden. Weitere Gelder gehen in einen Ausstellungsfonds für die bezirkliche Kulturarbeit und in die kulturelle Bildung.
Real können die Künstler aber erst damit planen, wenn der Hauptausschuss die Forderungen bewilligt. Christophe Knoche wies darauf hin, dass insgesamt 18,8 Millionen Euro fehlen. Er richtet seine Hoffnungen weiterhin auf die City Tax.
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