»Wir müssen Gesichter zeigen«
Piratenchef Bernd Schlömer über den dezentralen Wahlkampf seiner Partei
Bernd Schlömer ist seit April 2012 Vorsitzender der Piratenpartei. Hauptberuflich arbeitet er im Verteidigungsministerium und ist dort zuständig für die Haushaltsfragen der zwei Bundeswehruniversitäten. Die Piratenpartei Deutschlands wurde vor sieben Jahren in Berlin gegründet. Lange war die Netzpolitik das einzige Thema der Piraten, um das sich Fragen zu Datenschutz und Privatsphäre sowie Urheberschutz drehten. Zwischen 2011 und 2012 zog die Partei in vier Landesparlamente ein. In Berlin holte sie gar 8,9 Prozent der Stimmen. Parteiinterne Streitigkeiten und das Versäumnis, das längst viel breitere Parteiprogramm mit Positionen unter anderem zu Bildung und sozialen Fragen auch in der Öffentlichkeit zu platzieren, ließ die Umfragewerte stark sinken. Aktuell schwankt die Partei zwischen 2,5 und 3 Prozent. Über die Tücken des Wahlkampfs und mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl sprachen mit Schlömer Fabian Lambeck und Johanna Treblin.
nd: Herr Schlömer, haben Sie gerade Urlaub?
Schlömer: Nein, ich habe keinen Urlaub.
Das heißt, Sie arbeiten auch in der letzten Woche vor der Bundestagswahl weiter in Vollzeit?
Ja, mein Arbeitgeber ermöglicht mir aber flexible Arbeitszeiten.
In Ihrem Fall das Bundesverteidigungsministerium.
Genau. Ich hätte Urlaub nehmen können, aber man zeigt sich flexibel. Ich nutze die Möglichkeit, geleistete Überstunden als private Abwesenheit im Arbeitszeiterfassungssystem zu buchen.
Schlägt Ihnen eigentlich ein gewisses Misstrauen im Ministerium entgegen? Schließlich sind Sie Chef der Piratenpartei, die sich dem Transparenzgedanken verschrieben hat.
Im Ministerium wird das kaum thematisiert. Das Verteidigungsministerium besteht ja auch aus Menschen unterschiedlicher Couleur. Es gibt durchaus eine freundliche Neugierde. Offene Ablehnung habe ich noch nicht erfahren. Man fragt mich eher, wie der Wahlkamp...
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