Hardthöhe sponsert Unis mit 4,8 Millionen
Weiter Kritik an »Kissinger-Professur« in Bonn / Verteidigungsministerium schafft Präzedenzfall
Zum 40. Jahrestag des von den USA unterstützten Militärputsches gegen die Regierung von Präsident Salvador Allende in Chile klärten Kissinger-Kritiker in Bonn über das historische Geschehen auf. Schon vor seinem Wahlsieg 1970 hatte die CIA versucht, Allendes Aufstieg zu verhindern. Nach dem Putsch suchte Henry Kissinger offen Kontakt zu Militärdiktator Pinochet. Der Grund für die Aufklärung: Gesponsort von Außen- und Verteidigungsministerium soll an der Uni eine Professur mit Kissingers Namen entstehen. Die Aktivisten haben sich deshalb im Initiativkreis »Nein zur Kissinger-Professur« zusammengetan.
Mit Rückendeckung der Hochschulleitung hingegen verteidigt der Direktor am Bonner Institut für Völkerrecht, Matthias Herdegen, das Vorhaben: »Wir erhoffen uns von der Henry-Kissinger-Professur wesentliche Impulse für die Forschung und Lehre auf den Gebieten der internationalen Beziehungen und der Völkerrechtsordnung«, schrieb der Jurist im Onlinemagazin Telepolis: »Auch wollen wir in einen intensiveren Dialog zwischen Wissenschaft und Politik eintreten, insbesondere auf dem Gebiet der internationalen Sicherheitspolitik.«
Angesichts der Debatte hat die Grünen-Bundestagsabgeordneten Katja Dörner unlängst eine Kleine Anfrage zu der Professur gestellt. Das Ergebnis: Das Verteidigungsministerium finanziert keinen anderen Lehrstuhl an weiteren Hochschulen oder Fachhochschulen, abgesehen von den Universitäten der Bundeswehr. Die gezielte und für viele provokante Stiftung ist in dieser Form also ein Präzedenzfall. Zugleich wird in den Antworten auf die Anfrage deutlich, wie weit das Verteidigungsministerium darüber hinaus inzwischen durch Geld auf die freie Forschung und Lehre in Deutschland Einfluss nimmt.
31 Hochschulen und Fachhochschulen der Länder erhalten Zuwendungen. Auf Platz eins steht die Leibniz-Universität Hannover mit 991 000 Euro Drittmitteln im Haushaltsjahr 2013. Es folgt die Maximilians-Uni München mit 289 000 Euro und die TU Dresden mit 267 00 Euro. Insgesamt fließen rund 4,8 Millionen Euro.
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