Zielkonflikt

Ingolf Bossenz über die Lage der Kinder und den Zugang zu Bildung

  • Lesedauer: 2 Min.

Als Kind habe er anhand der Nachrichten vom Krieg lesen gelernt, erklärte einmal der US-Philosoph Michael Walzer im Interview. Ein Aperçu, das für Anthony Lake - ebenfalls US-Amerikaner - wenig tröstlich sein dürfte.

Lake ist Exekutivdirektor des Kinderhilfswerks UNICEF und forderte jetzt (wieder einmal), dass Bildung nie das Opfer eines bewaffneten Konflikts sein dürfe. Ein frommer Wunsch angesichts von 28,5 Millionen Kindern, die aufgrund solcher Konflikte nicht die Grundschule besuchen können. Eine schändliche Zahl, die seit Jahren die Statistiken des globalen Elends behaust. Nur die Gegenden der Gemetzel wechseln. Aktuell: Zentralafrikanische Republik, Mali, Demokratische Republik Kongo. Vor allem: Syrien.

In den sogenannten Millenniumszielen der UNO wird 2015 als Jahr fixiert, bis zu dem sichergestellt sein soll, dass Kinder in der ganzen Welt eine Primärschulbildung vollständig abschließen. Ein Bildungsziel. Anspruchsvoll. Aber dennoch eigentümlich bescheiden in einem jungen Jahrhundert, dessen materielle und technologische Errungenschaften tagtäglich exhibitioniert werden. Doch was ist schon ein bescheidenes Bildungsziel bei immer neuen ehrgeizigen Kriegszielen? Bei denen sich zudem weit mehr verdienen lässt. Bücher? Bomben! Waffen- statt Wissensexport.

Und dann sind da noch jene Dutzende Millionen Kinder, die zwar nicht in Konfliktgebieten leben, aber trotzdem keine Schule besuchen können. Immerhin: An Kriegsnachrichten zum Lesenlernen fehlt es ihnen nicht.

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