Neues beim »Kleinen August«

Ab 1. Januar wurden alle städtischen Kitas in fünf bezirkliche Eigenbetriebe überführt

  • Mirjam Neebe
  • Lesedauer: 2 Min.
In der Kita »Kleiner August« in Mitte kam Montagmorgen niemand zum Schneeschippen, konnte man gestern vor Ort in der Kleinen Auguststraße erfahren. Als die verwunderte Leiterin die zuständige Firma angerufen habe, sei ihr mitgeteilt worden, diese sei nicht mehr zuständig. Glücklicherweise konnte man dennoch weiterhelfen. Die alte rief die neue Firma an, so dass der Fußweg doch noch in einen auch mit Kinderwagen befahrbaren Zustand gebracht werden konnte. Grund für diese neujährliche Verwirrung ist die seit 1. Januar in Kraft getretene Neustrukturierung der Berliner Kita-Landschaft. »Kleiner August« untersteht jetzt dem Kita-Eigenbetrieb »Kindergärten City«, in den die bisherigen bezirklichen 25 Kindertagesstätten aus Friedrichshain-Kreuzberg und 42 in Mitte überführt wurden. Er ist einer von fünf bezirklichen Eigenbetrieben, die neben ca. 700 freien Trägern Tagesangebote für Kinder bereitstellen. Ziel der Umstrukturierung sei es, so die Jugendstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg Sigrid Klebba und Mittes Bezirksstadtrat für Jugend und Finanzen Jens-Peter Heuer, die öffentliche Verwaltung auf die Gewährleistung eines ausreichenden Angebots an Kita-Plätzen zu konzentrieren. Zugleich sollen die städtischen Kitas im Wettbewerb mit den freien Träger konkurrenzfähig werden. Die neue Finanzierung kommunaler Tageseinrichtungen ist künftig, wie die der freien Träger seit Jahren, kindbezogen. Statt nach den Kriterien wie Beköstigungssatz oder zu reinigender Grundfläche erfolgt sie nun nach der Nachfrage durch die Einwohner. Nicht mehr das Budget für das ganze Jahr wird gesichert, sondern »nur« noch für jedes Kind bezahlt. Damit haben die Kitas ein Interesse an einem attraktiven Angebot, denn sie wollen möglichst viele Plätze belegen. Dieses Herangehen birgt Gefahren und Chancen. Neue Ideen werden sich vermutlich schneller durchsetzen, und die Qualität der Betreuung kann sich verbessern. An die Mitarbeiter werden in Zukunft also durchaus höhere Ansprüche gestellt. Nicht hundertprozentig gesichert ist die Finanzierung des pä- dagogischen Personals mit Hilfe des Kostenblattes. So errechnete der Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Kindergärten City ein Defizit von 1,1 Million Euro, das nun durch Einsparungen ausgeglichen werden muss. Für die Eltern bringt die neue Organisationsform keine tiefgreifenden praktischen Veränderungen, wurde versichert. Beantragt werde ein Kita-Gutschein beim zuständigen Jugendamt (Formular im Internet unter www.berlin.de), der dann vom Träger der von ihnen gewählten Kita über den Bezirk verrechnet wird. Neu ist, dass der Gutschein jetzt nicht mehr nur für öffentliche, sondern auch für freie Träger gilt und zentral beantragt wird. Weiterhin interessant ist die neue Kostentransparenz für Eltern. Sowohl die Höhe der privaten als auch der öffentlichen Beteiligung wird ausgewiesen.

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