Recht auf Schaden

Uwe Sattler über Schockfotos auf Packungen

  • Lesedauer: 1 Min.

Bilder von schwarzen Lungen auf Zigarettenschachteln sollen künftig vor allem Jugendliche vom Rauchen abhalten, Geschmackszusätze und »Leichtzigaretten« verboten werden. So hat es das Europaparlament beschlossen. In einen Kreuzzug gegen die Raucher soll die gestrige Entscheidung jedoch nicht münden. Ein solcher wäre auch absurd. Denn weder bei Alkohol und Nahrungsmitteln, die zum großen Teil aus Zucker bestehen, noch bei bedenklichen Lebensmittelzusätzen oder Fleischimitaten sind die Restriktionen ähnlich streng wie beim Tabak. Und eine Pflicht zu gesundheitsförderndem Sport besteht schon gar nicht. So makaber es klingt: Solange es keine Dritte schädigt, steht es jeder und jedem in Europa frei, seiner Gesundheit zu schaden oder zu nutzen. Auch dies bedeutet das in der EU garantierte Recht auf individuelle Selbstbestimmung.

Dass vor Risiken gewarnt wird, ist trotzdem legitim und notwendig - beim »blauen Dunst« wie bei anderen erwiesen gefährlichen Lebens- und Genussmitteln. Es ist auch gar nicht so sehr der Gesundheitsaspekt, der an dem Beschluss vom Dienstag bemerkenswert ist. Sondern dass die Parlamentarier der in den vergangenen Jahren massiv ausgeweiteten Lobbykampagne der Konzerne gegen die Verschärfung der Tabakrichtlinie mehrheitlich widerstanden haben. Ebenso übrigens wie in jüngster Zeit den Versuchen der Wirtschaft, die Abgasnormen für Autos und Industrieanlagen zu verwässern. Ein solches Selbstbewusstsein des Parlaments darf Schule machen.

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