Kolumnistische Plattform

Wolfgang Hübner, stellvertretender nd-Chefredakteur, in eigener Sache

  • Lesedauer: 3 Min.

Journalismus, linker Journalismus zumal, lebt maßgeblich vom Meinungsstreit. Vom Meinungsstreit über die Beurteilung der herrschenden Politik, mehr aber noch vom Meinungsstreit über Spielräume und Perspektiven linker Politik, über gesellschaftliche Alternativen und ihre Machbarkeit.

Schon bisher haben Kommentare, Kolumnen und Glossen einen wesentlichen Teil unserer Arbeit und unseres Leseangebots ausgemacht. Das wollen wir ab sofort noch ausweiten. Die Meinungsseiten werden neben den redaktionellen Kommentaren und den Leserbriefen nun auch jeden Tag längere Kolumnen bieten. Analysen und Betrachtungen als Denk- und Diskussionsangebote. Nicht jede Leserin, jeder Leser wird mit jeder Ansicht unserer Kolumnisten übereinstimmen. Deren Texte sollen erklären, erhellen, entlarven, und sie sollen Anlass und Einladung zum Streiten, zur argumentativen Auseinandersetzung sein.

IN EIGENER SACHE

Liebe Leserinnen und Leser,

Es kommt nicht oft vor, dass in dieser Zeitung ein SPD-Kanzler zustimmend zitiert wird. An dieser Stelle passt Gerhard Schröders Wahlkampf-Wort aus dem Jahr 1998 allerdings ziemlich gut: »Wir wollen nicht alles anders, aber vieles besser machen.«

Mit der Samstagausgabe wird »neues deutschland« zwar keine andere, aber eine noch bessere Zeitung sein: Wir haben aufgeräumt und angebaut - ab morgen erscheint »nd« mit überarbeitetem Layout und neuen Inhalten.

So viel wollen wir schon verraten: Ganz vorn in der Zeitung finden sich für die Lesezeit am Wochenende künftig zwei Meinungsseiten. Im neuen Wochen-nd bieten wir noch mehr und noch bessere große Geschichten; und wir haben den Wissenschaftsteil erweitert. Wir wollen künftig mehr Debatte in die Zeitung holen und haben dafür auch neue Kolumnisten gewonnen - mehr dazu erfahren Sie schon heute auf Seite 4.

Viel war in der Vergangenheit von der Krise des gedrucktes Wortes die Rede. Und ja: Das publizistische Umfeld ist nicht einfacher geworden. Doch wir haben allen Grund, an den Wert unseres linken, kritischen Journalismus zu glauben. Weil es Einordnung und Aufklärung braucht. Weil jene eine Stimme benötigen, die sonst in der Öffentlichkeit überhört werden. Und weil die tägliche Arbeit an der Zeitung Spaß macht.

Wir von »neues deutschland« freuen uns auf den Herbst - und auf eine »sozialistische Tageszeitung«, die nicht alles anders, aber vieles besser machen wird. Seien Sie gespannt!

Ihr Tom Strohschneider, Chefredakteur

Am Montag erscheint weiter der »Krisenstab«, die wirtschafts- und sozialpolitische Kolumne. Aus dem seit August 2012 aktiven Autorenquartett steigt der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge auf eigenen Wunsch aus. Die LINKE-Politikerin Sahra Wagenknecht, Sabine Nuss von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Ökonom Dierk Hirschel von der Gewerkschaft ver.di bleiben an Bord. Hinzu kommt Stefan Meretz, ein Informatiker und Autor aus Berlin, der sich mit Kritischer Psychologie und der Commons-Theorie beschäftigt und in Projekten der freien Software-Entwicklung mitarbeitet. Texte von ihm kann man u.a. im Magazin »Streifzüge« lesen.

Dienstag bleibt »Flattersatz«-Tag. Hier wagen wir einen Generationswechsel. Mathias Wedel (seit 1994), Brigitte Zimmermann (seit 1998) und Ernst Röhl (seit 2003) haben uns über viele Jahre als scharfzüngige Beobachter des Zeitgeschehens begleitet, haben geätzt, gehöhnt und gespottet, uns zum Lachen gebracht - und manchmal auch dafür gesorgt, dass uns das Lachen im Halse stecken blieb. Dafür sei ihnen herzlich gedankt - ebenso wie Christoph Butterwegge für seine Mitarbeit am »Krisenstab«. Zur neuen »Flattersatz«-Mannschaft gehören die Journalistin und Schriftstellerin Kathrin Gerlof, der »Eulenspiegel«-Mitarbeiter Andreas Koristka und Bernd Zeller, der bisher schon in der nd-Wochenendbeilage regelmäßig Glossen veröffentlichte.

Am Donnerstag erscheinen künftig Kolumnen zur Europapolitik, die bisher auf der wöchentlichen Europa-Seite ihren Platz hatten. Jeden dritten Freitag wird der Publizist und frühere Chefredakteur der »Frankfurter Rundschau«, Wolfgang Storz, zu Wort kommen. Sonnabends schreiben im Wechsel die Wissenschaftsjournalistin Kathrin Zinkant (arbeitete u.a. für »Stern«, »Die Zeit«, »New Scientist«) und die Politikjournalistin Ulrike Winkelmann (»taz«, »Freitag«).

Bleibt der Mittwoch: An diesem Tag werden - wie auch an manchem Freitag und Samstag - nd-Redakteure ihre Sicht der Dinge unterbreiten. Und wir wollen auf diesen Plätzen, mit besserer Möglichkeit zum schnellen Reagieren, die Diskussionen fortsetzen, die bisher auf der Debattenseite im Wochen-nd stattgefunden haben.

Wer das »nd« sehr aufmerksam gelesen hat, konnte im letzten »Flattersatz« von Brigitte Zimmermann einen kleinen Hinweis auf die kommenden Veränderungen entdecken, den sie ganz am Ende ihres Textes versteckt hatte: »Aber das war es jetzt auch.« Etwas geht zu Ende, etwas Neues beginnt. Lassen Sie sich überraschen, liebe Leserinnen und Leser, denken und diskutieren Sie mit!

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