»Die Zeiten haben sich geändert«
Jugendrichter Andreas Müller über linke Sozialromantik und Socken im Gerichtssaal
Andreas Müller wurde 1961 in Meppen geboren. Seit 1994 ist er Richter. Er verhandelte fast 12 000 Jugendstrafverfahren - darunter Skindheadgewalt und S-Bahnüberfälle. In der Öffentlichkeit präsent ist er seit 13 Jahren. Immer hat er sich dabei für ein modernes und funktionierendes Jugendstrafrecht stark gemacht. Müller gilt als »härtester Jugendrichter Deutschlands«. Ist er das?
nd: Herr Müller, Sie sind 1997 als Jugendrichter ans Amtsgericht Bernau gekommen und über Nacht zum Medienstar geworden …
Müller: Bestenfalls bin ich E-Promi, ich würde nicht mal ins Dschungel-Camp kommen.
Aber damals haben Sie für Schlagzeilen gesorgt.
Es gab immer Episoden in meinem Leben, wo ich anders war als der Durchschnitt der Richter, wo ich etwas Außergewöhnliches gemacht habe. Damals habe ich den Skins ihre martialischen Schuhe ausgezogen - das legendäre Springerstiefelverbot.
Die mussten auf Socken in Ihren Gerichtssaal!
Für mich war klar: Ich kann es nicht ertragen, dass im Gerichtssaal jemand vor mir steht, der mittels seines Schuhwerks signalisiert, ich bin gegen Ausländer, gewaltbereit, und ich verhaue alles, was anders ist. Es war Teil meines Kampfes gegen die rechtsradikalen Straßenschläger in Bernau. Ich bin ja auch durch Schulen marschiert, habe versucht, junge Menschen davon abzuhalten, rechtsra...
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