Computer statt Reagenzglas und Mikroskop
Drei Chemiker werden für die Entwicklung von Methoden zur Simulation komplexer chemischer Systeme mit dem Nobelpreis geehrt. Ihnen gelang eine rationelle Verbindung von Präzision und Vereinfachung. Von Steffen Schmidt
Chemie ist auch bloß Physik, witzelten manche Physiker, seitdem klar war, dass die Elektronen auf den äußeren Bahnen der Atome für die chemischen Bindungen verantwortlich sind. Den diesjährigen Nobelpreis für Chemie könnte man leicht als Bestätigung der scherzhaften Behauptung missverstehen. Denn Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel gelang es »Newtons klassische Physik Seite an Seite mit der fundamental verschiedenen Quantenmechanik arbeiten« zu lassen, begründet das Nobel-Komitee seine Entscheidung.
Doch bei näherer Betrachtung lässt sich nicht einmal in diesem scheinbar so eindeutigen Fall Chemie auf Physik reduzieren. Denn die Entscheidung, welche Teile eines Moleküls mit Methoden der klassischen Physik modelliert werden, und wo man die ungleich aufwendigeren Rechnungen der Quantenmechanik braucht, setzt chemisches Wissen voraus: Welche räumliche Struktur haben die beteiligten Moleküle, welcher Molekülteil nimmt...
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