Baumschutz kontra Luxuslofts
Bewohner des Schöneberger Crellekiezes wehren sich gegen Bauprojekt und steigende Mieten
Es ist kein Wetter, bei dem man gerne draußen schläft. Der Wind biegt die Äste der großen Linde. Wenn es regnet, halten die Herbst-Blätter das kalte Wasser kaum auf. Trotzdem schaukelt oben im Baum in Schöneberg eine Hängematte mit dicken Schlafsäcken. Immer abwechselnd übernachten Anja Jochum und ihre Mitstreiter dort meterhoch über der Erde. Auch bei Regen und Sturm. Sie wollen die Linde schützen - und haben sie besetzt.
Doch der Baumwache geht es lange nicht nur um diesen einen Baum. Die Leute haben Angst um den Charakter ihres Kiezes. Denn auf dem Grundstück hinter der Linde soll ein Luxuswohnhaus entstehen, mit sieben Stockwerken bis an die Grundstücksgrenze und einer Tiefgarage mit Auto-Aufzug. Die Aktivisten im Crellekiez kämpfen quasi einen großen Kampf im Kleinen. »Nirgendwo entstehen die Wohnungen, die wirklich gebraucht werden«, kritisiert Jochum.
Für Bau-Stadtrat Daniel Krüger steht dagegen fest: »Das Gelände ist als Baugrundstück ausgewiesen.« Gegen das illegale Protestcamp wolle der Bezirk zwar nicht polizeilich vorgehen, der Baum müsse aber weg. »Der Bauherr kann Forderungen an uns stellen, wenn das nicht umgesetzt wird.« Solange aber jemand oben in der Linde sei, werde sie sicher niemand fällen, verspricht er.
Die Baumverteidiger wollen bei Schnee und Kälte draußen ausharren, solange es geht. Sogar ein Alarmsystem haben sie eingerichtet, mit dem im Notfall alle Aktivisten sofort verständigt werden. dpa
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.