Mythos »Langemarck«

Wie die deutsche Heeresleitung schon im Ersten Weltkrieg Vorbereitungen für den Zweiten traf. Von Reiner Oschmann , Ypern

2014 jährt sich der Erste Weltkrieg zum hundertsten Mal. In vier Teilen berichtet unser Autor aus Flandern, einem der großen Schauplätze des Todes. Der heutige Teil 2 widmet sich dem zweitgrößten deutschen Soldatenfriedhof im Westen Belgiens, vor allem der Legende und Lüge um den Mythos »Langemarck«.

Heiko Lattmann, Hauptgefreiter aus Hamburg, beteiligt sich als einer von zehn Bundeswehr- angehörigen an Grabpflege- arbeiten. Man wolle »miteinander gedenken und verhindern, dass sich etwas wie Langemark je wiederholt«, sagt er.
Heiko Lattmann, Hauptgefreiter aus Hamburg, beteiligt sich als einer von zehn Bundeswehr- angehörigen an Grabpflege- arbeiten. Man wolle »miteinander gedenken und verhindern, dass sich etwas wie Langemark je wiederholt«, sagt er.

Fast 800 Kilometer Schützengräben, von Belgiens Nordseeküste bis an die Schweizer Grenze, umfasst die Westfront im Ersten Weltkrieg. Die allermeiste Zeit des »Great War« vergeht als Stellungskrieg im Schützengraben. Er macht Menschen zu Maulwürfen in Uniform, einen Spaten so wichtig wie ein Gewehr - und die platte, im Schnitt nur 15 Meter über NN liegende Region um Ypern zur Blutmühle.

»Flandern« bedeutet »überschwemmtes Gebiet«, taucht im 8. Jahrhundert als Name auf und erinnert daran, dass beispielsweise Brügge noch vor tausend Jahren an der Küste lag. Heute wird das Meer mit Deichen und Kanälen, Poldern und Pumpen auf Abstand gehalten. Aber flach ist das Land »mit seinen Kathedralen als einzigen Bergen«, wie Jacques Brel seine Heimat besang, geblieben.

Der Überfall Kaiser-Deutschlands auf das neutrale Belgien treibt im Herbst 1914 viele Belgier in die Flucht - über den Ärmelkanal oder weiter. Dirk Dewilde (71), einst ...


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