»Ich sah nicht jüdisch aus«

Pogrome, Flucht und die Grube - mit Frida Reismann dort, wo bis vor 70 Jahren das Minsker Ghetto war

  • Klaus Joachim Herrmann, Minsk
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Das Minsker Ghetto war ein Ort der Ermordung von Juden. Vor 70 Jahren wurde es aufgelöst. Rundgang mit einer Überlebenden und Besuch in der Geschichtswerkstatt.

Wir halten uns nah bei der kleinen Frau. Unter Schirmen im leichten Nieselregen im Frühherbst. Wie kaum jemand sonst kennt sich die 78-Jährige in diesem zwei Quadratkilometer großen Gebiet der Hauptstadt von Belarus aus. Dichter Feierabendverkehr auf den Straßen, hastende Menschen auf den Gehwegen.

Grün leuchtet die Ampel an einer abschüssigen Hauptstraße. Doch wir gehen nicht. »Hier war am 7. November 1941 das erste Pogrom«, sagt die belarussische Jüdin. »Das Blut floss in Strömen.« Die ganze Familie ihres Onkels starb. Plötzlich hat der Ort ein anderes Gesicht. Frida Wolfowna Reismann war damals ein Kind, und sie hat überlebt.

Lange moderne Häuserzeilen, vorwiegend fünf- bis achtstöckig. Hotels in der Nähe. Kleine Läden eingestreut und große. Alles, was ein Städter so braucht. Apotheken und Medizinische Zentren sind hier grün. »Das war die Grenze zum Minsker Ghetto«, weist Frida Reismann hinüber. Dahinter gab es »kein ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.