Barocke Pracht und Krieges Schrecken

Ausstellung auf dem Jagdschloss von Sachsens Kurfürsten erinnert an 250 Jahre Frieden von Hubertusburg

  • Hubert Thielicke
  • Lesedauer: 4 Min.

Fanfaren ertönen, Kanonen rollen, die preußische Armee marschiert, an ihrer Spitze Friedrich II., später »der Große« genannt. Der Siebenjährige Krieg hat begonnen. Sachsen ist das erste Opfer.

Die im Kultursaal der Hubertusburg gezeigten Szenen aus der DDR-Fernsehproduktion »Sachsens Glanz und Preußens Gloria« stimmen auf die in der Beletage des Schlosses gezeigte Ausstellung ein. Anlass ist der 250. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Deutschland durch den 1763 zwischen Preußen, Österreich und Sachsen geschlossenen Friedensvertrag von Hubertusburg.

Dem Kriege war auch das riesige Jagd- und Residenzschloss zum Opfer gefallen. Friedrich II. ließ es 1761 gründlich ausrauben, als Rache für die Plünderung des Schlosses Charlottenburg im Jahr zuvor durch seine Gegner, darunter sächsische Truppen. Vom »sächsischen Versailles« blieb nur die äußere Hülle. Einen Eindruck vom Glanz der Sommerresidenz des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. gibt die prunkvoll ausgestattete Schlosskapelle, der einzige Raum, der von den preußischen Truppen verschont wurde. Auch die Sonderausstellung lässt - zumindest in einem Teil des Gebäudes - die alte Zeit wieder auferstehen.

In sieben Räumen wird der Bogen gespannt von der barocken Jagd und höfischen Prachtentfaltung unter August III. über den Siebenjährigen Krieg und den Friedensschluss bis hin zu den europaweiten Verbindungen des in Sachsen herrschenden Wettiner Fürstenhauses. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben keine Mühe gescheut und die Ausstellung mit erlesenen Jagdwaffen, Möbeln, Porzellan und Gemälden bestückt.

»Die Figuren der Minerva, Göttin der Weisheit und der Kunst, und des Kriegsgottes Mars verweisen auf den konträren Charakter des 18. Jahrhunderts«, betont Museumsführerin Marita Gäbler und zeigt auf die Plastiken über dem Schlosseingang. Die Gold lackierten Hirschköpfe auf dem Dachreiter verdeutlichen die Hauptbestimmung der Anlage. Hier, in den riesigen Wäldern um Wermsdorf, gingen die Fürsten der Parforcejagd nach; hoch zu Ross jagten sie Hirsche mit großen Hundemeuten zu Tode. Die einzelnen Jagdgebiete wurden mit Lappen abgetrennt, um die Tiere vom Ausbrechen abzuschrecken, daher der Ausdruck »durch die Lappen gehen«. Kunstvoll verzierte Jagdspieße, Armbrüste, Flinten, Pistolen künden von der herrschaftlichen Jagdleidenschaft.

»Den Hirschfänger erhielt August der Starke von Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Die Beiden waren sich zwar politisch nicht einig, unterhielten aber gute persönliche Kontakte, gründeten sogar eine ›Gesellschaft wider die Nüchternheit‹«, erläutert die Führerin. Wäre das nicht auch eine nützliche Empfehlung für die Präsidenten Obama und Putin? Oder auch Obama und Merkel?

Ein Thronsessel, die Krönungsschwerter Polens und Litauens sowie eine filigrane Reiterfigur Augusts III. in Porzellan veranschaulichen seine Königsherrschaft in Polen, eine Ambition, die seine Erben 1763 aufgaben. Der Friedensschluss auf Hubertusburg ist auf Medaillen, Münzen und sogenannten Friedenstüchern verewigt. Auf einem Tuch sind die am Siebenjährigen Krieg beteiligten Regenten abgebildet: Preußenkönig Friedrich II., Maria Theresia, Kaiserin von Österreich und August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen, sowie die russische Zarin Katharina, König Adolf Friedrich von Schweden und Ludwig XV. von Frankreich. Eingewebt ist die Inschrift: »Zwey Kaiser und drey Könige sind nun des Krieges müde. Drum machen sie auf Gottes Wink mit Preußen Friedrich steten Friede.«

Während Sachsen in den Nachkriegsjahrzehnten eine neue Blüte erlebte, führte die Hubertusburg ein Schattendasein, diente als Manufaktur, Krankenhaus und Gefängnis. Die sozialdemokratischen Arbeiterführer August Bebel und Wilhelm Liebknecht gehörten 1872 bis 1874 zu den letzten Inhaftierten.

Seit Ausstellungsbeginn kamen mehr als 50 000 Besucher, darunter auch viele aus dem Ausland. Das lag weit über den Erwartungen der Museologen. Hoffentlich wird das Schloss auch in Zukunft stärker für museale Zwecke genutzt und fällt nicht wieder in sein Dornröschen-Dasein zurück.

»Die königliche Jagdresidenz Hubertusburg und der Frieden von 1763«. Bis 3.11., Schloss Hubertusburg, Wermsdorf in Sachsen. Täglich 10 bis 18 Uhr geöffnet; Begleitheft zur Ausstellung 14,90 €

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