Benzin sparen mit zwei Zylindern
Sechs Ideen aus Berlin und eine aus Brandenburg für den Innovationspreis nominiert
Auf dem Dach eines Hochhauses in Berlin-Lichtenberg montierte Spezialpumpen entziehen der Luft Wärme. Die Wärme wird verwendet, um 120 Wohnungen zu heizen und mit Warmwasser zu versorgen. Die kommunale Wohnungsgesellschaft HOWOGE, die 54 000 Quartiere verwaltet, ist das erste deutsche Wohnungsunternehmen, das diese Technologie für einen großen Wohnkomplex einsetzte. Nach zwei Jahren Testphase läuft seit April der Regelbetrieb. Der Erdgasverbrauch konnte um 20 Prozent reduziert werden.
Die HOWOGE ist jetzt für den Innovationspreis Berlin-Brandenburg nominiert. Am 6. Dezember erhalten im Potsdamer Hans-Otto-Theater bis zu fünf Preisträger je 10 000 Euro.
Nominiert sind fünf weitere Neuheiten aus Berlin, die gestern vorgestellt wurden. Aus Brandenburg mit dabei ist allein die Danpower GmbH mit Sitz in Potsdam. Mit 370 Beschäftigten betreibt diese Firma an 160 Standorten verschiedenste Energieanlagen. 2004 habe man mit 15 Leuten angefangen, erzählt Mitarbeiter Markus Süßmann. Er sieht darin einen Beleg dafür, dass Innovationen für Wachstum und Jobs sorgen. In Lauchhammer installierte Danpower für den Windradhersteller Vestas ein Blockheizkraftwerk, das mit Biomethan angefeuert wird. Die Abgaswärme wird genutzt, um Windradflügel zu trocknen. Dafür hatte Vestas zuvor Strom quasi verschwendet. Nun werde für das Trocknen Wasser auf 160 Grad erhitzt - bei einem Druck von zehn bar, damit es nicht siedet, erläutert Süßmann.
Die Anwendung wurde aus 135 Bewerbungen für den Innovationspreis herausgesiebt. Dass keine andere Idee aus Brandenburg eine Nominierung schaffte, erklärt Jurypräsident Eckart Uhlmann so: Man habe sich vom Neuheitswert leiten lassen und nicht von »Länderproporz« oder Geschlecht der Erfinder. So war es denn auch nur eine Frau, die gestern eine Innovation präsentierte: Marlene Vogel von »Trinckle 3D«. Sie berichtete am Beispiel eines Lampenschirms von einer Softwarelösung für das dreidimensionale Ausdrucken von Erzeugnissen. Jeder könnte sich damit einen individuellen Lampenschirm entwerfen. Das Produkt wird dann gepresst und zugesendet.
Gleich zwei Nominierte aus Berlin konstruierten Apparate für das Gesundheitswesen. Die Wissenschaftliche Gerätebau Herbert Knauer GmbH entwickelte eine Anlage zur Reinigung von Substanzen für die Pharmabranche. Ein Reinheitsgrad von 97 Prozent sei vorgeschrieben, wenn man Medikamente einsetzen wolle, erläutert Markus Fuchs von der Knauer GmbH. Bei den bislang bekannten Technologien lande bis zu 50 Prozent eines Stoffes im Abfall. Bei dem neuen Verfahren werden fünf Technologien kombiniert, damit am Ende mehrere Stoffe mit der verlangten Reinheit herauskommen.
World of Medicine wiederum baute ein Mikroskop, mit dem sich Hautkrebs diagnostizieren lässt, ohne Gewebeproben herauszuschneiden und im Labor zu analysieren. Die Technik beruhe auf einer Idee, für die es 1931 einen Nobelpreis gab, erzählt Manager Karl-Heinz Steinborn. Jetzt werden zwei Exemplare des Prototyps erprobt, in der Berliner Charité und in einer Magdeburger Hautklinik. Jährlich 75 000 neue Hautkrebserkrankungen gebe es allein in Deutschland, sagt Steinborn. In 80 Prozent der Fälle seien die Befunde negativ, doch es bleiben von der Gewebeentnahme Narben im Gesicht oder am Hals zurück. Mit dem neuen Mikroskop müsse dies nicht sein.
Mit ihrem Automotor den Benzinverbrauch um 13 Prozent zu senken, verspricht die Firma IAV. Bei geringem Tempo werden zwei von vier Zylindern stillgelegt - dank neuartiger Kupplung ohne Reibungsverluste. Wer 15 000 Kilometer im Jahr fährt, spart rund 200 Euro für Benzin, rechnet IAV-Bereichsleiter Jörg Roß vor. Eine simple Neuheit für den Verkehr hat Darius Hajiani - seine Hangload genannten Gestelle für Gepäckträger. Es können Beutel befestigt werden, ohne dass Gefahr besteht, dass sie in die Fahrradspeichen geraten. Es gibt zwar schon gute Fahrradtaschen. Hangload soll aber eine günstige Lösung für Radler sein, die ihre Tüten sonst an den Lenker hängen.
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