Kommunalwahl als Posten-Börse
Thüringen: Dünne Personaldecke bei der CDU
Bei den Kommunalwahlen am 7. Mai in Thüringen verlassen viele einstige Seiteneinsteiger ihre Ämter. Die Suche nach geeigneten Nachfolgern erweist sich für die Parteien als schwierige Aufgabe. Davon ist vor allem die in Erfurt regierende CDU betroffen.
Vor 15 Jahren waren es vor allem Mediziner und Ingenieure, die aus den Bürgerrechtsbewegungen heraus die Posten eroberten. Ein Drittel dieser Verwaltungschefs tritt nicht wieder an, für sie müssen Nachfolger gefunden werden. Das erweist sich bei der dünnen Personaldecke in allen Parteien als schwierige Angelegenheit. Hinzu kommt, dass der Reiz, sich um diese Ämter zu bewerben, angesichts der desolaten kommunalen Finanzlage und der Vernachlässigung der Kommunen durch die Landesregierung nicht sonderlich groß ist. In einer besonderen Zwickmühle steckt dabei die CDU. Die von ihr dem Land jüngst verordneten »Reformen« von der Streichung des einkommensunabhängigen Landesblindengeldes über die Kürzung der Landeszuschüsse für freie Träger sozialer Einrichtungen bis zu der heftig attackierten Familienoffensive haben gerade in den Kommunen viel Staub aufgewirbelt und die Chancen für CDU-Kandiaten drastisch verringert. CDU-Generalsekretär Mike Mohring bemüht sich dennoch um parteilose Kandidaten für seine Liste. Den ersten Versuch startete er in Erfurt. Für die Landeshauptstadt präsentierte er Ex-Olympiasieger Hartmut Gauder als parteilosen Bewerber für das Oberbürgermeisteramt. Diese Rechnung hatten er und Regierungschef Dieter Althaus allerdings ohne den Erfurter Kreisverband gemacht. Der lehnte die Offerte eiskalt ab und nominierte mit Bürgermeister Dietrich Hagemann seinen eigenen Mann. Nach der Pleite in Erfurt nahm Mohring jetzt einen neuen Anlauf und schickt Gauder als Kandidat für die Landratswahl im Kreis Weimar ins Rennen. Um möglichst sicher zu gehen, bastelte er dafür ein Bündnis aus CDU, SPD, FDP, Grünen und zwei Wählervereinigungen. In der SPD, die bei der vorangegangenen Wahl noch den parteilosen Amtsinhaber Hans-Helmut Münchberg unterstützt hatte, gab es gegen den Sympathiewechsel allerdings heftigen Protest. Neben der Ablösung von Münchberg zielt das bunte Bündnis offenbar auch darauf, einen Sieg des Kandidaten der Linkspartei, Bernhard Knaut, zu verhindern. Der ist im Gegensatz zu Gauder als langjähriger Bürgermeister und Kreistagsmitglied allerdings ein erfahrene...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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